Vorstellung!

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livestrong
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Vorstellung!

Beitragvon livestrong » 09.09.2009 10:47

Hallo alle miteinander!

Nachdem ich schon seit Jahren immer mal hier als stiller Mitleser vorbeischau, möcht ich mich mal mit meiner Geschichte melden!

Eine Geschichte, die Mut machen sollte, aber auch einen kräftigen Warnhinweis enthält!

1996 ging es los mit ständigen Infekten im HNO Bereich. Da ich Leistungssportler war (WW Kajak Slalom) wurden die Symptome auf die ständige Belastung und Ausgestztheit mit kaltem Wasser geschoben. Langsam aber sicher kam auch immer mehr Husten dazu. Im Spätherbst dann auch massiver Juckreiz an den Fußsohlen und weiter Hautreizungen. Meine Erklärung dafür: Das ständige nasse Neopren an meinem Körper!
Früh im Jahr 1997 entdeckte ich dann auch einen kleinen Lymphknoten hinter dem Schlüsselbein. Ständig war ich bei meinem Hausarzt, wegen der "chronischen Bronchitis". Ich glaube, dass ich ihm sogar den Lymphknoten zeigte, und er meinte, man müsse das beobachten und wenn er nicht wegginge, genauer untersuchen. Zur Verteidigung meines Hausartzes muss ich sagen, dass ich ihn immer mit der Sportsache sehr beeinflusst habe, sodass er selbst wohl glaubte das käme alles davon. Hätt er nicht tun sollen, aber was soll's, kann man eh nicht ändern. Ab Februar 1997 war es dann teilweise schon richtig schlimm mit Husten, Juckreiz und auch Schuppenflechte. Aber auch meinen Eltern gegenüber zog immer das Argument mit der "chronischen Bronchitis". Wer denkt schon wegen Juckreiz an Krebs?
Das zog sich hin und hin, bis ich irgendwann schon extremste Müdigkeitsattacken unter Tags hatte (wieder aufs Training geschoben!) und wegen des Hustens erhebliche Schlafprobleme in der Nacht.
Zwischenzeitlich hatte ich auch schon Hustenattacken beim Sport, dass ich dachte ich würde ersticken. Ich war da aber auch viel unterwegs, und das alles ging an meinen Eltern und Hausarzt vorbei. Da begann ich aber schon ernsthaft zu denken, dass was nicht mit mir stimmen würde. Verdächtig war auch, dass die Leistungsentwicklung im Sport stagnierte, obwohl ich im Wachstum war und eigentlich in einem Alter, wo ich einen gewalten Sprung nach vorne hätte machen müssen.
Irgendwann wurde es meiner Mutter zu bunt, und sie zerrte mich zum Lungenfacharzt. Dort musste ich einen Lungenfunktionstest machen, und schaffte trotz meiner Sportlichkeit nur um die 60 %. Das anschließende Lungenröntgen brachte schließlich die Ernüchterung. Ein riesengroßer Schatten zeigte sich da. Die entsetzte Reaktion der Lungenfachärztin gab mir das Gefühl: ok, das war's mit mir!
Sofort ins Krankenhaus auf die Pneumologie. Nach einem einwöchigen Untersuchungsmarathon (die schlimmste Zeit der ganzen Geschichte) schließlich die Ernüchterung, oder eigentlich sogar Erleichterung. MH IIa nodulär sklerosierend mit Risikofaktor (bulky disease). Ereichterung deshalb, weil in meinem Kopf die Woche über Überlebensprozentraten von 10 Prozent herumschwirrten und ich mir schon sagte, dass ich es trotzdem schaffen würde. Als dann von 90 % die Rede war und man mir mittteilte, dass es nach Hodenkrebs wohl die "zweitbeste" Krebsart wäre, war ich zwar zerstört, ob des Wortes "bösartig", aber auch motiviert aufgrund der relativ guten Chancen.
Es ging dann gleich los mit Chemo (C-MOPP/ABV-Schema, 4 Zyklen + anschließender Bestrahlung des Resttumors im Mediastinum 20 gy).

Mit Sport war es vorbei, aber man sagte mir, dass ich es nachher wieder versuchen könnte!

Die Therapie verlief eigentlich sensationell! Ich hatte quasi keine Nebenwirkungen. In der ganzen Zeit hatte ich nur einmal diese schlimme Chemo Übelkeit, und nach einem Zofran, war das sofort wieder gut. Eine gröbere Angina zwischendurch, aber sonst keine Nebenwirkungen. Auch Bestrahlung bestens vertragen und im April 1998 nach Beginn Anfang August 1997 war ich "geheilt".

Den Leistungsport hab ich zwar gelassen, aber ich bin bis heute ein begeisterter Sportler geblieben, und mir macht von meinen Freunden bei Skitouren, MTB Touren, etc. keiner was vor! Nach 1995 und 1996 startete ich auch 2001 noch mal im Kajakbewerb beim Dolomitenmann in Osttirol (Extremteammatch), und auch heuer werd ich es wieder versuchen. Am Samstag ist es so weit!

Ich habe auch studiert, und ein normales Studentenleben geführt, mit allem was dazugehört.

Bis vor einem Jahr hab ich, mal abgesehen von ordentlichen Ängsten vor den jährlichen Checks, ein recht unbeschwertes Leben geführt.

Im Juli 2007 hab ich geheiratet und obwohl mich meine Mutter immer gedrängt hatte, meine Spermien checken zu lassen, bin ich dem immer aus dem Weg gegangen. Kurioserweise hatte man mir damals zwar das Einfrieren von Spermien als Möglichkeit genannt, hatte aber auch darauf verwiesen, dass sich nach der Therapie höchstwahrscheinlich alles wieder erholen würde. Was für ein "bullshit"! Mit meiner Natulan Dosis, hatte ich quasi keine Chance darauf. Leider der einzige Fehler, der meinen Ärzten unterlaufen ist. Natürlich hätten auch ich und meine Eltern darauf bestehen können, aber wer denkt schon an das wenn es um Leben und Tod geht? Hätte man uns gesagt, dass es quasi kaum eine Chance gibt, dass sich die Spermien erholgen, hätten wir wohl anders entschieden.

Auch in den Jahren der Nachuntersuchungen, war dann immer davon die Rede, ich könne den Test machen, um zu schauen, ob eh keine Strahlenschädigung da wäre. Von Azzospermie war da nie die Rede!

Jetzt stehen meine Frau und ich vor der unangenehmen Situation, dass ich sehr wohl an Azzospermie leide. Wir sind zwar entschlossen uns nicht von unseren Plänen abbringen zu lassen und alles zu versuchen (inkl. Hodenpunktion wenn es sein muss), aber das hätt ich mir ehrlich gesagt gerne erspart. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit ja auch nicht unbedingt groß, dass da was gefunden wird. Wie auch immer, dann wird es halt ein anonymer Spender, und ich werde das Kind genauso lieben, als wäre es mein biologisch eigenes. Wer weiß, vielleicht hatt mich der MH ja ohnehin schon zeugungsunfähig gemacht.

Ich melde mich hier jedenfalls um alle Männer und auch Frauen darauf hinzuweisen, dass es zwar vielleicht in der Situation unangenehm ist, aber auf jeden Fall gemacht werden sollte (Einfrieren!!!)

Allen "Geheilten" und Bekämpfern hier alles Gute und viel Glück für die Zukunft!

livestrong

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tobi33
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Beitragvon tobi33 » 09.09.2009 12:29

Hallo Livestrong!

Du hast nach Armstrong ja die zweitbeste Form von Krebs abbekommen!
Der (...Lance) hatte -glaub ich- Hodenkrebs, hat aber dann "wenigstens" die härtere VIP-Therapie gemacht, um seine Lungenfunktion zu erhalten. Also fast vergleichbar :-)

Ich hab WW Kajak auch mal eine Zeit lang gemacht. Bin aber nicht weit über die Eskimorolle rausgekommen. Mir waren die Tore immer zu weit auseinander. Und das Wasser zu kalt.

Wünsch Dir einen schönen Samstag Nachmittag!

(für alle die sich den Wahnsinn mal ansehen wollen)

LG Tobias
IVb: 8xB bis 12.2009, NU 06.2010 ok, Lungen-OP 12.2010, aboutme


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