nun habe ich ne gute Weile alles gelesen, was ich hier gefunden habe. Jetzt ist es an der Zeit sich vorzustellen.

Meine Erkrankung liegt auch schon etwas länger zurück, aber am Wochenende habe ich einen Brief von der Studienleitung HD 95/HDI erhalten, der mich sehr beunruhigt. Aber erstmal von Anfang an.
Im April 1999 hatte ich eine Blasenentzündung, das Antibiotika hatte ich nicht vertragen und so kam alles, inkl. Mittagessen, wieder heraus. Ich hatte geglaubt, Blut im erbrochenen zu sehen und wurde deshalb ins Krankenhaus gebracht. Im nachhinein waren es Paprikastücke, aber zum einen war ich 14 Jahre alt und hatte schon etwas Angst, zum anderen wäre meine Krankheit sonst glaube ich auch nicht raus gekommen.
Im Krankenhaus stellte man fest, dass meine Blutwerte total im Keller wären. Umzählige Untersuchungen wurden angeordnet, aber keine konnte den Ärzten sagen, was ich wirklich habe. So gestalteten sich die nächsten 5 Monate. 3 Wochen Krankenhaus. 2 Tage draußen, zusammen gebrochen, wieder 3 Wochen Krankenhaus. Ich kann mich an eine Untersuchung mit Radioaktivenmittel erinnern. Mein Körper leuchtete im Bereich des Brustkorbes ganz hell. Damals wurde mir aber erklärt, dass das nur mein Brustbein wäre, dieses leuchtet so hell, weil es nun mal ein stärkerer Knochen ist.
Ich habe sehr viel geschlafen, war Leistungsmäßig nicht immer voll da, aber sonst ging es mir eigentlich gut. Ich konnte Abends ne Tüte Chips essen und habe morgens 2 Kilo weniger gewogen. Das war schon irgendwie begeisternd.

3 Tage später, am 23.12.1999, kam der Chefarzt zu mir ins Zimmer und meinte, dass ich etwas hätte, was man hier nicht behandeln kann. Ich müsste nach Dresden, da könnte man mir helfen. In Dresden angekommen, gegen Abend, es war schon dunkel, setzte sich ein Arzt mit meiner Mama, meinem Erzeuger und mir an einen Tisch und klärte uns auf. Morbus Hodgkin IIIEB. Haupttumor saß hinter dem Brustbein. Gestreut in Milz, Niere, Leber. Auf dem Weg in Richtung Herz. Bereits in den Herzbeutel rein gewachsen. Zwischen Herz und Herzbeutel schon Flüßigkeit. Therapiebeginn eigentlich sofort. Wir haben mit ihm reden können. Auf einen Tag mehr oder weniger kam es glaube nicht mehr an. Ich durfte am 24.12.1999 noch für 2 Stunden zu meiner Mom, dann ging es los. 2xOPPA, 4xCOPP stationär.Danach Bestrahlung.
Ich muss sagen, dafür, dass ich sehr stark behandelt wurde, ging es mir zu keinem Zeitpunkt schlecht. Ich war irgendwie richtig froh, endlich was zu haben, wo ich allen zeigen konnte nicht zu simulieren. Meine Mama war am Boden zerstört. Leider ist mein Hausarzt, der mir damals so viel Gehör schenkte, schon verstorben, aber meine Mama und ich haben es uns nicht nehmen lassen uns bei ihm zu bedanken. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich einfach eingeschlafen. Mein Herz hätte einfach aufgehört zu schlagen und das hätte laut dem Arzt in Dresden keine 2 Wochen mehr gedauert.
Ich hatte wärend der Zeit deutlich zugenommen, was aber bei dem Cortison keine Kunst ist. Alle Untersuchungen danach waren in Ordnung.
Gegen allen Aussagen der Ärtze, dass ich keine Kinder bekommen könnte, haben wir am 11.07.2010 eine gesunde Tochter geschenkt bekommen. Auf normalen Weg entstanden und auf normalen Weg auf die Welt gekommen.

Jetzt zu dem Brief, der mich ereilt hat und mir kummer bereitet.
Es wurde heraus gefunden, dass ich, wie auch die anderen 508 langzeitüberlebten meiner Studie, ein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben. Welches manchmal deutlich bis zu 40 % erhöht ist und ich sollte doch an einer Brustkrebsfürherkennungsstudie mit machen.
Ich habe mich schon lange nicht mehr mit dem Thema beschäftigt und meinem Mann zu liebe reden wir auch sehr selten über solche Themen. Nicht, weil wir es nicht wollen, sondern weil wir es wahrscheinlich nicht ertragen. Seine Eltern sind jeweils an Krebs gestorben. Wenn bei mir Anzeichen da sind, das es mir schlechter geht, denkt er sofort es ist wieder da. Seine Cousine ist hatte jetzt erst wieder einen Rückfall. Und unsere Tochter seit der Geburt einen LK am Hals, der mich immer wieder erstarren lässt. Der ist aber in Ordnung, sagen die Ärzte. Ich denke jeder kann verstehen, dass mich das nicht gänzlich überzeugt. Ich hoffe das Beste und versuche mich nicht verrückt zu machen.
Morgen haben ich um 10 Uhr den Termin in der Uni zum Vorgespräch für die neue Studie. Vor meinem Mann habe ich alles herunter gespielt, es reicht, wenn ich mir Gedanken mache.
Ich habe hier schon gelesen, dass es schon vorkam nach MH Brustkrebs zu bekommen.
Werde es jetzt mal beenden, ich glaube, dass ist erstmal genug bzw. schon viel zu viel.
Vielen Dank für´s lesen. Vielleicht mag ja der eine oder andere Antworten. Ich würde mich sehr freuen.

LG Jana