Investition ja oder nein ??

Hier kann nach Herzenslust geklönt werden. Alles, was nicht unbedingt mit Morbus Hodgkin zu tun hat, gehört hier rein.
sanze
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Investition ja oder nein ??

Beitragvon sanze » 09.08.2011 07:28

Hallo an alle,

meine Frau und ich (+beide Kinder) überlegen gerade eine Haus zu bauen. Doch aufgrund meiner damaligen Hodgkin-Erkrankung bin ich sehr am zweifeln ob man eine Investition von ca. 350.000-400.000,- in die Zukunft tätigt. Da zahlt man ja fast 30 Jahre ab !
Ich habe aufgrund der möglichen Spätfolgen der Therapie bzw. eines Rezidivs enorm Sorgen, zumal ich auch noch keine Risikolebensversicherung habe, ob ich überhaupt noch solange leben kann.

Bin immer positiv gestimmt aber bei so einer zukunftsweisende Entscheidung doch sehr uneinig mit mir.

Wie würdet Ihr den handeln bzw. Entscheiden ??
MH IIa / RF Bulktumor
4x ABVD mit anschl.Bestrahlung
Zwischen-Ct am 28.08.07
Rückgang Bulk von 13,5 cm auf 3,7X2,4 cm !!!!!
Abschluss-CT10/07 alles ok rest 2,4cm

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DieJule
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Beitragvon DieJule » 09.08.2011 11:11

Du bist also jemand der sehr nüchtern denkt. Aber wen man es so nimmt dürfte ja dann niemand ein Haus bauen. Hättest du nicht den Hodgkin gehabt, hättest du doch sicher ohne große bedenken das Haus gebaut oder? Aber woher weisst du dann das du nicht ein Jahr nach dem Hausbau einen Herzinfarkt hast und stirbst? Oder jemand baut ein haus und hat ein Motorradunfall oder ...es fällt einen ein dachziegel auf den Kopf :lol:
Naja du weisst ja sicher wie ich das meine. Ich finde man sollte einfach das machen was man sich wünscht um glücklich zu werden. Ich bin da aber auch manchmal nicht so ein Mensch der immer ganz nüchtern alles sieht, so wie du.
Da müssten wir frauen uns ja hier auch fragen ob man Kinder bekommen darf nach so einer Erkrankung. Aber für mich gehört das einfach zum Leben dazu.
Ausserdem gibt es hier genug Fälle die zeigen das man auch noch 10, 20 oder gar 30 jahre nach dem Hodgkin gesund sein kann. Und wer weiss denn wieweit die Medizin in 10, 20 oder 30 Jahren ist? Vielleicht gibt es dann ja eine Pille gegen den krebs?!? Vorstellbar ist alles.
Alles denke ich schon das du noch genug Geld zahlen kannst um dein haus die nächsten jahrzehnte abzubezahalen :D

Liebste grüße
Mb Hodkin Stadium 2 a
HD14- 2* Beacopp+2* ABVD
Letzte Chemo : 6. April 10, Bestrahlung im Mai
Reha Bad Oexen-sehr schööön
--> REMISSION!

Ich wünsche dir...
dass du liebst, als hätte dich nie jemand verletzt,
dass du tanzt, als würde keiner hinschauen,
dass du singst, als würdest du die Welt um dich herum vergessen,
dass du lebst, als wäre das Paradies auf erden.

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Katha76
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Beitragvon Katha76 » 09.08.2011 13:19

Hallo Sanze,

ich finde Jules Logik auch ganz richtig. Wer weiß schon, was ihm blüht. Ich glaube aber auch, dass es für jeden, mit oder ohne eine so schlimme Erkrankung gehabt zu haben, ein ganz schöner Brocken ist, sich mit einer so hohen Summe zu verschulden. Die Verpflichtung, über 30 Jahre einen Kredit zu bedienen, ist in jedem Fall sehr sehr fordernd.

Wenn Du so eine Verpflichtung nicht eingehst, hast Du tendenziell eher die Möglichkeit, Dich beruflich auch mal zu verändern, Dir Zeit zu gönnen, mal nicht voll zu arbeiten etc. etc. Solche Flexibilität tut auch gesunden Menschen gut.

Gruß
Katharina
MH Stadium II B E mit Risikofaktor: großer Mediastinaltumor (Tennisball) und Perikarderguss Diagnose Mai 09
7 Zyklen Beacopp esk. zwischen Juni und Okt. 09
Kontroll PET 26.11.09: leuchtender Resttumor
15x 2=30 Gy Bestrahlung bis Mitte Januar
Reha in Kreischa im Februar 2010
NU mit CT im Januar 2011: alles gut.
NU Juni/2011: bin gesund
Geburt meiner Überraschungstochter: 2014
NU März/2016: gesund!

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Astrid1961
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Beitragvon Astrid1961 » 10.08.2011 15:51

Ich würde einen so großen Kredit nur aufnehmen, wenn einer der Partner auch ALLEINE und zwar komplett ALLEINE alles was Haus,Auto, Urlaub und Familie betrifft, tragen kann. Aber das würde ich auch machen, wenn ich NICHT krank geworden wäre .... Dieses "Das-werden-wir-schon-schaffen" habe ich schon zu oft scheitern sehen.
Aber wenn man nicht an eine Zukunft für sich glauben würde, dann tät sich doch auch niemand mehr ein Auto, ein Haustier, eine neue Hose anschaffen. Wer weiß, ob ich alles noch nutzen kann.... Damit macht man sich doch auch völlig verrückt.
Wenn ihr euch sicher seit, dass auch einer von beiden alleine alles berappen kann - warum nicht? Eine Lebensversicherung in unserer Situation zu bekommen ist allerdings nicht so leicht... auf jeden Fall ist es teuer!
Aber .... im Gegensatz zum dirkekten Vorgesetzten meines Mannes haben wir noch die Chance darüber nachzudenken ob wir einen Kredit aufnehmen wollen... der gute Mann hat sich vor genau 14 Tagen fröhlich zum Sport von seiner Familie verabschiedet, hat in der Kabine einen Herzinfarkt mit Herzstillstand von ca 15 Minuten gehabt. Eine Woche lang hat er noch mit einer Restgehirntätigkeit von rund 2 % im künstlichen Koma gelegen .... und am Samstag ist er mit 55 Jahren gestorben ...
Auch erschreckend wie schnell sich ein Leben ändert ....

Die Entscheidung ob Haus oder nicht Haus kann dir keiner abnehmen.

LG Astrid
Diagnose C81.9 Mischtyp Initalstadium III b m. Verd. auf Milzbefall, Mediastinaltumor am 29.02.2008
8 x nach BEACOPP eskaliert.
17.09.2008 fertig mit der Chemo!!!!
Lungenentzündung, Gürtelrose - Stopp der Therapie
20.01.09 endlich PET in Bremen
Danach ???
27.01.2009 Nix leuchtet!!! Therapie zu Ende!!!!
1 NU 16.04.2009 Alles okay!
12 NU 04.2015 Alles schick!

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roro
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Beitragvon roro » 10.08.2011 18:04

Hi sanze,

bei mir war es so, dass ich 2002/2003 ein sehr renovierungsbedürftiges MFH gekauft habe. Mitten in den Umbau hatte ich meine Therapie. Das hat meine Pläne und vor allem die finanzielle Situation gehörig auf durcheinander gebracht. Nun ist meine Therapie schon über 6 Jahre abgeschlossen. Ich bin zwar noch immer nicht ganz fertig, aber das liegt daran, dass ich zwischenzeitlich noch mein Elternhaus und das Firmengrundstück meines Vaters übernommen habe. In sofern wirst du mich als Befürworter einer solchen Investition sehen.

Mach dir doch mal aus rein finanzieller Sicht folgende Gedanken:
- ist genügend Eigenkapital (Bausparer, Wertanlagen ...), Orientierung 10-20% vorhanden
- welche monatliche Belastung ist mit meiner Familie zu stemmen
- könnte dabei die Finanzierung auch auf eine Laufzeit von 20-25 Jahre reduziert werden
- gibt es Förderkredite für Familien oder andere Sachverhalte z.B. energetische Optimierung, die nutzbar sind
- muss es ein Neubau sein oder kann eventuell ein Haus aus einer Zwangslage, -versteigerung heraus erworben werden (kann bis zu 50% der Kosten und manchmal mehr sparen)

Wenn du diese Punkte für dich beantwortet hast, bist du in der Entscheidung einen Schritt weiter. Auf jeden Fall lohnt es sich gerade jetzt darüber nachzudenken, da die Zinsen NOCH historisch niedrig sind. D. h. du kannst 2-3 % höher tilgen, als wenn die Zinsen bei 6-9 % lägen und das verkürzt die Laufzeit erheblich.

Was ich dir ganz dringend empfehle (auch aus eigener Erfahrung) du und deine Frau sollten sich ganz und gar einig und fest entschlossen sein. Es schadet dabei nicht, auch den möglichen (hoffentlich nieeintretenden) Ernstfall mit zu besprechen, eventuell auch mit dem "Rest" der Familie Eltern, Geschwister. Inwieweit ist die Familie in der Lage und bereit, im Ernstfall unterstützend einzugreifen.

Wenn dir dazu weitere Fragen einfallen, kannst du auch gern per PN anfragen.

LG roro
Diagnose: 08.07.04, MH 4b, (LK-Ext. 24.06.04) - Therapie: Studie HD15, BEACOPP esk., 8 x 21 Tage
Nebenwirkungen: viele gehabt, noch einige vorhanden; kann damit umgehen!
PET-Ergebnis v. 18.01.05: Metabolisch komplette Remission
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sanze
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Beitragvon sanze » 10.08.2011 20:00

Euch allen erstmal lieben Dank für eure Antworten, die ich mit Begeisterung gelesen habe.

Über all die Dinge, die Du Roro, aufgezählt hast habe ich mir schon lange ausreichend Gedanken gemacht. Ich habe eine sehr gute Firmenposition und verdiene ein ordentliches Geld. Die Finanzierung des evtl. Neubaus würde komplett über meinen Verdienst gehen, d.h. ich finanziere alleine.

Sicherlich kann man heute aus der Türe gehen und überfahren werden aber man ist dennoch "psychisch unbelastet" aus der Türe raus. Da wir all dies Hodgkin Krankheit haben/hatten ist man gedanklich nicht mehr "frei" und macht sich doch mehr Gedanken über solch Dinge. Hautpsächlich über die Absicherung der Familie.

Es ist schon anderst mit euch darüber zu reden, da ihr/wir aufgrund der Krankheit, doch mehr Verständniss über all die Sorgen der Zunkunft habt.

Wenn ihr vielleicht noch den einen oder anderen Rat habt, immer her damit.......

Liebe Grüsse
MH IIa / RF Bulktumor

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Jules0905
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Re: Investition ja oder nein ??

Beitragvon Jules0905 » 18.01.2017 16:40

Hey Sanze,

ich bin jetzt genau in der gleichen Situation wie Du. Mein Mann und ich wollen uns jetzt auch gerne Eigentum anschaffen und wollten eigentlich auch eine Familie gründen, da kam jetzt allerdings leider die Diagnose Hodgkin dazwischen :-(.
Wie hast Du dich entschieden?

Muss man bei der Kreditvergabe eigentlich auch seine Krebserkrankung kundtun? Ist es sehr schwierig als Krebspatient (ich gelte ja zur Zeit noch nicht als geheilt, bin ja noch voll in der Behandlung) einen Kredit zu bekommen?

LG

Jules
Stadium II b mit RF ED -> 6 x BEACOPP esk.
1. Zyklus: 25.10.2016 - 02.11.2016
2. Zyklus: 15.11.2016 - 22.11.2016
3. Zyklus: 06.12.2016 - 13.12.2016
4. Zyklus: 27.12.2016 - 03.01.2016
5. Zyklus: 17.01.2017 - 24.01.2017
6. Zyklus: 07.02.2017 - 14.02.2017
10.03.2017: PET-CT->erste Befundbesprechung: keine leuchtenden Krebszellen gefunden :carrot:

Begutachtung der Befunde durch die Studienzentrale in Köln->Remission :0010:
AHB in Bad Oexen

1. - 10. NU geschafft :0010: :b020: :10: :b020: :)
->alles i.O.

17.03.19 Geburt unserer Tochter :wub:
03.11.20 Geburt unserer 2. Tochter :0010:

https://www.krebshilfe.de/informieren/u ... eschichte/

sanze
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Re: Investition ja oder nein ??

Beitragvon sanze » 19.01.2017 17:14

Hallo Jules,

wie Du siehst bin ich auch nach so langer Zeit noch in diesem tollen Forum unterwegs, wenn auch nur als stiller Mitleser.

Ich habe damals lange überlegt und vieles durchgespielt ob ich solch große Investition tätige. Bin dann aber zum Entschluss gekommen das ich es mache aber natürlich mit den notwendigen Vorkehrungen damit wenn was passieren sollte alles soweit geregelt ist und die Familie "abgesichert" ist. Wir haben 2013 unseren schönen Neubau bezogen und genießen jeden Tag in unserem Eigenheim. Ich bin froh das ich diese Entscheidung im Nachhinein getroffen habe und dankbar das ich trotz dieser damaligen Erkrankung, heute Gesund und Top Fit bin um das Alles mit meiner Familie zu genießen.

Selbst wenn nochmals was passieren sollte, dann hast Du immer noch die Möglichkeit Dein Haus zu verkaufen und derzeit legst Du kein Geld drauf.
Ob man bei der Finanzierung die Krebserkrankung angeben muss, weis ich nicht, ich habe es damalig nicht getan warum auch ? Solange Du/ Ihr nachweisen könnt ein geregeltes Einkommen zu haben wird kein Banker fragen, den die wollen ja nur ihre monatliche Tilgung haben.

Ich wünsche Dir alles Gute für Deine weitere Behandlung und durchhaltungsvermögen auch an schweren Tagen. Das Ziel lohnt sich !!! :daumen:
" Lenke Du Dein Leben, nicht der Krebs"

Wenn Du weitere Fragen hast kannst Du mir gerne ein PN schicken

Gruss
MH IIa / RF Bulktumor

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maikom
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Re: Investition ja oder nein ??

Beitragvon maikom » 20.01.2017 12:49

sanze hat geschrieben:eine Investition von ca. 350.000-400.000,- in die Zukunft tätigt. Da zahlt man ja fast 30 Jahre ab !


Das wird sehr sportlich in 30 Jahren abzuzahlen.... :P
Morbus Hodgkin, ED 07/2012, 2A ohne RF,
HD 16, 2 Zyklen ABVD und Bestrahlung 20 Gy

Wissenswertes über Morbus Hodgkin
http://www.hodgkinlymphom.de


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