Pille, Elternzeit...Hodgkin und Baby

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Pippa
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Pille, Elternzeit...Hodgkin und Baby

Beitragvon Pippa » 06.09.2020 07:35

Hallo zusammen. Eben habe ich mich schon im Mitgliederbereich kurz vorgestellt und vorgewarnt, dass ich einige Fragen habe.
Beim Querlesen im Forum habe ich fest gestellt, dass hier noch andere junge Eltern schreiben, daher hoffe ich auf eure Erfahrungen.

Ich habe nur 4 Wochen nach der Geburt meiner zweiten Tochter die Diagnose bekommen und stehe nun kurz vor Beginn der Chemo.
Unser Kinderwunsch ist abgeschlossen, daher wollte ich keine weiteren Maßnahmen in der Richtung.
Allerdings lese ich, dass man nach der Therapie in die Wechseljahre kommen kann, was ja mit 35 noch recht früh ist. Hat jemand von euch vorsorglich die Pille genommen um das zu verhindern? Da ich nun abstillen musste, werde ich ja auch wieder meine Periode bekommen, was ja unter der Chemo auch nicht so toll ist. Dann hätte ich ja mit Durchnehmen der Pille zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen...oder? :think2:

Aktuell bin ich noch im Mutterschutz und dann bald in Elternzeit. Wisst ihr, ob ich mich vielleicht statt dessen lieber krankschreiben lassen sollte? Für Reha und Co. Muss man ja krank geschrieben sein, oder?

Und generell- habt ihr Tipps, wie man die anstehende Zeit überstehen kann, wenn man so kleine Kinder hat wie ich?
Wie soll ich mich um die Kleine kümmern, wenn es mir so schlecht geht von der Chemo...und wie der Großen erklären, dass sie mit ihrer Kindergartenrotznase gefährlich für mich ist? Schlaflose Baby-Bauchweh-Nächte und Chemoblues...schaffe ich das?
Wie schaffen wir es, dass mein Mann nicht vor die Hunde geht, wenn er das nun alles allein stemmen muss (die letzten 3 Wochen waren schon eine Katastrophe mit Trotzkind, Baby, Haushalt, Arbeit (jetzt hat zum Glück die Elternzeit begonnen) und all meinen Terminen.

Vielen Dank schonmal fürs lesen meines kleinen Romanes. Ich hoffe, ihr könnt mir etwas die Angst nehmen. :oops: :)

Oxmox84
Beiträge: 11
Registriert: 02.04.2020 19:36

Re: Pille, Elternzeit...Hodgkin und Baby

Beitragvon Oxmox84 » 20.09.2020 15:35

Hallo, ich bin 36 Jahre alt und Mutter von drei Kindern. Ich hatte im Dezember 2018 während meiner Elternzeit auch die Diagnose Hodgkin Lymphom bekommen. Das war ein paar Wochen vor dem 2. Geburtstag meines dritten Kindes. Die Ärzte hatten mir geraten die Pille zu nehmen bzw. ohne Pause durch zu nehmen, da es durch die Chemo zu erniedrigten Thrombozyten kommen kann und jegliche Blutung vermieden werden sollte.
Ich war davon ausgegangen das ich nach der Chemo in den Wechseljahren bin aber falsch gedacht...nach ca. 6 Monaten setzte meine Periode wieder ein.

An deiner Stelle würde ich versuchen die Elternzeit abzubrechen. Dein Anspruch auf die 78 Wochen Krankengeld laufen ab dem Tag deiner Diagnose. ABER wenn du in Elternzeit bist hast du keinen Anspruch auf das Geld!! Die Zeit, bzw. die 78 Wochen laufen aber trotzdem. So war das bei mir... Ich hatte in der Zeit keinerlei Geld bekommen. Als meine Elternzeit vorbei war und ich noch nicht Arbeitsfähig war hatte ich erstmal 6 Wochen Lohnfortzahlung vom Arbeitgeber bekommen und danach gerade mal ein paar Wochen Krankengeld. Denn die 78 Wochen liefen ja schon seit der Diagnose auch wenn ich in der Zeit in Elternzeit war und ich sowieso kein Anspruch auf das Krankengeld hatte. Dann musste ich mich beim Arbeitsamt melden wegen der sogenannten Aussteuerung.
Wenn es dir möglich ist brech deine Elternzeit ab, weil Krankschreiben während der Elternzeit geht nicht. Wenn man während der Elternzeit Krank wird hat man einfach Pech gehabt und kann die Zeit auch nicht mehr nachholen. Was sehr schade für dich und dein Kind wäre.

Während meinen Chemo Zyklen und auch in der Zeit dazwischen hatte ich viel Unterstützung von meinen Eltern und Schwiegereltern. Die Wohnen zum Glück in der Nähe. Ohne die hätte ich das mit drei Kindern nicht geschafft. Mein Mann konnte auch nicht lange frei machen. Es war eine harte Zeit. Ich hatte die meiste Zeit im Gästezimmer geschlafen. Damit ich mich in der Nacht so gut wie es ging erholen konnte, weil meine jüngste Nachts immer wieder wach wurde und zu uns ins Elternbett kam. Ich war von der Chemo oft so erschöpft das ich nicht in der Lage war für mich und die Kinder zu Kochen, geschweige denn sonst irgendwas zu tun oder mich zu bewegen. Das war vor allem in der ersten Zeit so oder kurz nach der Chemo. Dazwischen gab es auch mal gute Tage. Und es ist ja auch nicht bei jedem gleich...also keine Angst. Wenn du keine Unterstützung von deiner Familie hast dann besorg dir auf jeden Fall eine Haushaltshilfe von der Krankenkasse.
Hast du eine private Berufsunfähigkeitsversicherung? Wenn ja, dann ruf gleich mal da an und sag das du sie in Anspruch nimmst :wink2:

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen. Ich wünsche dir alles Gute für die kommende Zeit :daumen:
Dezember 2018 Diagnose Hodgkin-Lymphom (noduläre-sklerosierend) Stad. IIA mit Risikofaktor (>3 befallene LK Areale)
2 Zyklen BEACOPP esk.
2 Zyklen ABVD
15 Bestrahlungen mit 30 Gy

Pippa
Beiträge: 3
Registriert: 06.09.2020 06:58

Re: Pille, Elternzeit...Hodgkin und Baby

Beitragvon Pippa » 27.09.2020 18:35

Oh wow, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Du hast mir sehr geholfen und genauso habe ich es nun auch gemacht. Morgen endet mein Mutterschutz und ich gehe sofort in den Krankenschein. So bekomme ich sogar noch 6 Wochen Geld vom Arbeitgeber (der Gottseidank zugestimmt hat) und spare mir die Elternzeit für nach der Chemo auf.
Meinen ersten Zyklus habe ich nun schon intus (heute Tag 9 Beacopp escaliert) und bisher vertrage ich es ganz zufriedenstellend. Denke es gibt viele, denen es schlechter geht.
Mein Mann hat aktuell noch Elternzeit und kann sie auch nochmal um einen Monat verlängern, was vieles erleichtert. Die Chemo ist ja schon fast ein Vollzeitjob zeitlich. Dazu die ganzen U-Termine und Impfungen der kleinen Kinder,- wir sind viel beim Arzt momentan.

Zum Glück haben wir viele gute Freunde und unsere Eltern, die uns wahnsinnig toll unterstützen!

Ich bin nun auch ins Kinderzimmer gezogen, da die beiden Kleinen ebenfalls bei uns mit im Zimmer schlafen. Der Papa bekommt es zum Glück echt toll hin mit der Flasche und so kann ich mein Zelltief nun halbwegs sicher nebenan verbringen (ein ^och auf die Kindergartenrotznasen :? )

Danke für den Tipp mit der Berufsunfähigkeitsversicherung! Da rufe ich direkt morgen mal an!

Es tut gut zu lesen, dass es dir soweit wieder gut geht und ich wünsche dir und deiner Familie weiterhin alles Gute!

MumHoch3
Beiträge: 19
Registriert: 23.03.2020 11:04

Re: Pille, Elternzeit...Hodgkin und Baby

Beitragvon MumHoch3 » 02.10.2020 14:13

Huhu!

Erstmal möchte ich dir alles alles Gute wünschen! Das mit der Elternzeit verschieben ist ja eine super Idee- das habe ich Anfang des Jahres bei meiner Diagnose gar nicht beachtet und bin einfach weiter in Elternzeit geblieben- jetzt ärgere ich mich gerade ein bisschen, aber na ja... so richtig schlimm ist es mir zum Glück auch nicht ergangen.
Aber als ich deinen Text gelesen habe bzw. was ich jetzt noch rückwirkend ändern würde- beantrage bitte rechtzeitig eine Reha! Ich wusste erst nicht dass mir
Eine zusteht und jetzt, da sie genehmigt ist, gibts ewig lange Wartelisten wegen Corona... ich muss meine drei Kinder mitnehmen weil sich niemand so lange um sie kümmern kann aber die Kliniken nehmen momentan kaum Begleitkinder auf. Dafür, dass die Reha i.dR nach 6 Wochen nach Therapieende starten soll, sind jetzt schon 3 Monate bei mir verstrichen und die einzige Auskunft die ich bekomme, ist, dass es dieses Jahr wohl auch nichts mehr Wird... wie sinnvoll es dann noch ist lasse ich mal dahin gestellt- aber vielleicht hilft dir der Hinweis, so früh wie möglich eine Reha zu beantragen falls du auch deine Kinder mit nehmen musst?!?

Aber erstmal alles Gute für die restlichen Zyklen!!
Februar 2020: Dicke lymphknoten ertastet
:arrow: Es folgten CT/MRT/ Biopsie
Mitte März 2020: Diagnose klassisches Hodgkin-Lymphom :shock:
April 2020: Einstufung Stadium 2a durch PET-CT
April/ Mai 2020: 2 Zyklen ABVD
Juni 2020: negatives PET, nichts leuchtet mehr :0010:
:arrow: Entscheidung gegen Bestrahlung
(In der Hoffnung, dass die Entscheidung richtig war)
1. NU Sept 2020: Kontroll MRT: Knoten sind noch kleiner
geworden
2. NU März 2020


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