Reaktionen auf Bleomycin

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Doctor Who

Reaktionen auf Bleomycin

Beitragvon Doctor Who » 08.05.2014 04:38

Moin,

Tag 8 des 1. Zyklus BEACOPP esk. hat mir eine unschöne Reaktion meines Körpers beschert - Schüttelfrost.

Antwort Onkologe 1: Allergische Reaktion, wir geben Prednison in den Vorlauf

Antwort Onkologe 2: Wir reduzieren die Dosisleistung (soll ich dann im MVZ anregen/durchsetzen)

Antwort Chefarzt: Da kannste nix machen, wirkt bei manchen Patienten eben toxisch.

Bin gespannt auf die kommende Gabe und eure Antwort auf meine Frage, ob und welche Komplikationen es bei euch unter der Bleomycin-Gabe gab. Gab es Strategien dagegen?

VG

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Beitragvon maikom » 08.05.2014 06:39

Schüttelfrost ist noch eine der "harmlosen" Nebenwirkungen vom Bleomycin, da es dafür bekannt ist die Lunge zu schädigen. Es gibt eine Vielzahl von Patienten die das nicht vertragen, wo die Dosis dann reduziert wurde bzw. bei manchen sogar komplett weggelassen wurde.

Der Hodgkin soll zwar geheilt werden, aber man will nicht mit doppelt so vielen Problemen aus der Behandlung rausgehen. Von soher sollte man seinen Körper gut beobachten und Dinge die einen auffallen offen gegenüber den Ärzten kommunizieren.
Morbus Hodgkin, ED 07/2012, 2A ohne RF,
HD 16, 2 Zyklen ABVD und Bestrahlung 20 Gy

Wissenswertes über Morbus Hodgkin
http://www.hodgkinlymphom.de

Doctor Who

Beitragvon Doctor Who » 08.05.2014 07:24

Hallo maikom,

danke für deine Antwort. Lt. Chefarzt ist Bleomycin ein sehr wesentlicher Bestandteil der Therapie, d.h. man würde von einer Abweichung vom Schema sehr gerne absehen.

Eine andere, interessante Info, die ich hier hoffentlich geben darf (unter Verweis, dass es sich um eine subjektive Beobachtung und keine Studie handelt): Es gibt keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen diesen Symptomen und einer Prädisposition für Lungenschädigungen. Das schreibe ich auch nur zur Beruhigung der Betroffenen. Bitte in den Einzelfällen selbst abklären.

Ok-zurück zum eigentlichen Thema: Von Betroffenen würde ich wirklich gerne erfahren, ob sie durch Veränderungen der Rahmenbedingungen, nicht des Schemas, Besserung erfahren haben.

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maikom
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Beitragvon maikom » 08.05.2014 08:07

Also die mögliche Schädigung der Lunge durch Bleomycin ist schon gegeben und hier gibt es auch genügend Betroffene, die unter dieser Nebenwirkung leiden. (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Bleomycin#Nebenwirkungen)

Auch gibt es hier genug Fälle, wo das Bleomycin im Chemo-Schema weggelassen wurde, was auf die Remission des Patienten keine Auswirkung hatte.

Sicher ist das kein Ideal-Zustand und in deinem Fall ist Schüttelfrost ja noch "ertragbar" und noch kein Grund zur Reduktion oder zur Absetzung.
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Beitragvon Doctor Who » 08.05.2014 09:02

maikom hat geschrieben:Sicher ist das kein Ideal-Zustand und in deinem Fall ist Schüttelfrost ja noch "ertragbar" und noch kein Grund zur Reduktion oder zur Absetzung.

Jo, stimmt. Ist halt sehr unangenehm und gab mir, bevor ich davon wusste, ein bedrohliches Gefühl. Da fehlt's in den großen Kliniken an Zeit, dem Patienten Infos zu geben, was ihn erwarten kann, was davon ihn ins KHS zurückführen sollte und was man eben ertagen muss. Ich war auch ziemlich naiv, was das Gefühl insbesondere der Cyclophosphamid-Infusion angeht. Zartbesaitete Patienten sollte man da auffangen.

Doctor Who

Beitragvon Doctor Who » 14.05.2014 00:51

So, durch den 8. Tag bin ich wieder einmal durch. Der Tropf lief ohne Infusomat, geregelt habe ich das so, dass er ca. eine 3/4 Std. lief. Außerdem wurde ein Antiallergikum gegeben.

Insgesamt war der Verlauf minimal milder, immerhin soweit, dass ich zu diesem Zeitpunkt wieder gradeausgucken kann ;-).

Vala
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Beitragvon Vala » 14.05.2014 09:45

Also ich weiß noch, dass ich bei BEACOPP Bleomycin immer bekommen habe. Ich war davon lediglich sehr müde - nur einmal war es extrem mit dem Schüttelfrost - und so heftig wie ich mich da übergeben habe, dachte ich dass ich sterben muss- das war übel.

Bei ABVD wurde ziemlich schnell das Bleo weggelassen, weil die dann wohl Schiss hatten, dass das zu krass wird mit meinem Blut.

Das mit der Schädigung der Lunge hab ich mal gefragt- der eine sagte, dass da keine Nachwirkungen kommen, wenn sie jetzt nicht eingetreten sind.
Wenn man es alles mal nachliest, ist es doch aber so, dass vieles erst nach vielen Jahren kommen kann.. wer weiß. Kann immer alles mögliche kommen.

Nutzen wir die Zeit für andere Dinge, als uns über sowas Gedanken zu machen.

Doctor, dann erhol dich gut in der Pause:)
MH Stadium 3A+RF
Diagnose am 31.12.09
19.1.2010-15.6.2010 Therapie
4x BEACOPPesk.
2x ABVD
26.8.10 Reha Katharinenhöhe/ Schwarzwald-richtig toll!
19.4.13 Port-Ex

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Beitragvon Doctor Who » 14.05.2014 10:17

Vala hat geschrieben:Das mit der Schädigung der Lunge hab ich mal gefragt- der eine sagte, dass da keine Nachwirkungen kommen, wenn sie jetzt nicht eingetreten sind.
Wenn man es alles mal nachliest, ist es doch aber so, dass vieles erst nach vielen Jahren kommen kann.. wer weiß. Kann immer alles mögliche kommen.

Ja, so habe ich es auch verstanden. Vielleicht meinte er, dass spätere Schädigungen unwahrscheinlicher sind als frühe und wollte keine Besorgnis wecken. Kann man verstehen, wozu sich über Dinge Gedanken machen, die vermutlich nicht eintreffen und gegen die man eh nichts machen könnte.

Vala hat geschrieben:Nutzen wir die Zeit für andere Dinge, als uns über sowas Gedanken zu machen.

So sehe ich es auch. Es gibt viele Meilensteine und mögliche Probleme. Denen möchte man eigentlich nicht engegensehen und -fiebern. Ich finde, das wichtigste ist es, sich die Normalität zu erhalten.

Vala hat geschrieben:Doctor, dann erhol dich gut in der Pause:)

Danke :-).

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Beitragvon nesquicker » 14.05.2014 18:55

Ich glaube, ich muss wohl mal was loswerden.
Bleomycin ist die Chemo, wo die Nebenwirkungen extrem sein können.

1. GleichgewichtsverlustBei meiner Chemo war jeden Tag Bleomycin dabei( ingesamt 36 mal) Ich kann seit meiner Chemo, nicht mehr freihändig radfahren. Vorher kilometerweit. Lance Armstrong hat bei seiner Hodenkrebserkrankung auf Bleomycin verzichtet. Er bekam ein anderes Präparat. Verlust vom Gleichgewicht für einen Radprofi = Karriereende!

2. GehörschädigungIch habe auch schon vor der Chemo nicht gut gehört. Seit der Chemo höre ich richtig schlecht.

3. [/b]Pigmentstörung[/b]Nach dem Ende des ersten Zyklus begann meine Haut im Schulter- und Nackenbereich bis in die Oberarme füchterlich zu jucken.(Ähnlich wie bei den B-Symptomen). Die betroffenen Stellen wurden anschließend feuerrot und wurden dann schwarz.
Ich habe jetzt noch Probleme(meine Chemo war 2006). In der Sauna werden diese Stellen wieder schwarz.

4.[/b]Lungenfunktionsbeeinträchtigung[/b] Ich musste vor und nach den Zyklen zum Lungentest, ob sich was verändert hatte. Bei mir keine Verluste. Aber beim Emanuel=Aquarius: Lungenpilz und Bestrahlung auf der Lunge. Ob das mit dem Bleo zusammenhängt, weiß ich nicht. Aber es liegt nahe.

5.[/b]Verträglichkeit mit anderen Chemos[/b] Bleomycin verträgt sich schlecht mit anderen Chemoarten(z.B. Cisplatin). Dieses löst die Übelkeit aus. Nicht so, als hätte man durch gesoffen. Nein viel schlimmer. Und es kommt brutal schnell.
Eine Krankenschwester, die bei mir den Boden aufgewischt hat(weil sie geläppert hatte) konnte meine Übelkeit gerade noch ausweichen. Der Brechreiz kam ohne Vorwarnung

Ob sich Bleo mit einer anderen Chemo ausgleichen, weiß ich nicht. da ist der Rat vom Onkologen gefragt. Aber nur, wenn er unabhängig von der Pharmaindustrie ist. Die wollen ihre tollen Präparate gegen die Chemo und viel mehr gegen die Nebenwirkungen verkaufen.
Das es auch anders geht: siehe Lance Armstrong.
Es kommt auf den Arzt an.

Doctor Who

Beitragvon Doctor Who » 14.05.2014 21:42

nesquicker hat geschrieben:Ob sich Bleo mit einer anderen Chemo ausgleichen, weiß ich nicht. da ist der Rat vom Onkologen gefragt. Aber nur, wenn er unabhängig von der Pharmaindustrie ist. Die wollen ihre tollen Präparate gegen die Chemo und viel mehr gegen die Nebenwirkungen verkaufen.
Das es auch anders geht: siehe Lance Armstrong.
Es kommt auf den Arzt an.

Ich weiß es nicht. Unser Chefarzt hält dieses Antibiotikum für einen wesentlichen Bestandteil. Ich denke, man wird ihn nur gegen ein ähnliches Antibiotikum austauschen können. Alles, was man zu Bleo sagen kann, trifft irgendwie auch auf andere Antibiotika zu. Die werden viel zu leichtfertig verschrieben und die folgenden Symptome zu wenig beachtet. Beim Bleo gibt es wenigstens (scheinbar) keine steigenden Immunabtworten. Chephu hat mich dagegen ein paar Jahre früher fast ins Grab gebracht. Die erste Gabe rief noch Röteln-ähnliche Symptome hervor, die der Arzt abgetan hat. Die zweite, viel später und von einem anderen Arzt gegeben, ließ den gesamten Körper anschwellen und gab Fieber >39 °C.

Der Mist wird im Rahmen des kommenden ABVD Schemas noch viermal vor mir liegen :-(. Aber was soll man machen ... BEACOPP und ABVD sind, so wie sie sind, erprobte Schemata. Will man davon abweichen und seine Therapie gefährden? Ich hab' lieber das Lymphom weg und nehme eine Lungengerüsterkrankung in Kauf. Und das ist nicht leicht dahergeredet - ich laufe für mein Leben gerne. Aber ich lebe eben auch gerne.

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Beitragvon nesquicker » 14.05.2014 21:47

Doctor Who hat geschrieben: Ich hab' lieber das Lymphom weg und nehme eine Lungengerüsterkrankung in Kauf. Und das ist nicht leicht dahergeredet - ich laufe für mein Leben gerne. Aber ich lebe eben auch gerne.


Aber das Lungenrisiko ist nicht zu verachten. Mein Sohn hats nicht überlebt

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Beitragvon Jason » 14.05.2014 22:12

Mein erster Zyklus BEACOPP war auch nicht so dolle. Schüttelfrost, leichtes Fieber, eine Nacht durchgekotzt...
Das wars dann aber auch, die restlichen Zyklen gingen dann recht glatt durch.

Meinen Lungen hat das Bleo im übrigen nichts getan, die sind nach wie vor in Ordnung. Lungenschäden bei Bleo sind zwar möglich, aber keinesfalls die Regel. (Obwohl das Zeug wirklich ekelhaft ist. Als würde man gehackte Plastiktüten ruchen, Bah!)

J.
IIa/IIIa, Diagnose 06.2004, 8 X BEACOPP esk. 08.2004-03.2005, Remission 04.2005
MH 2004
Rezidiv 08.2012, 2 x R-DHAP, anschl. Hochdosis & Stamzelltransplantation
MH 2012

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Beitragvon nesquicker » 14.05.2014 23:18

Wie schon geschrieben: Jeder reagiert anders darauf.
Mit Hautverfärbungen kann man leben.
Mit einer eingeschränkter Lungenfunktion sieht es schon anders aus.

Doctor Who

Beitragvon Doctor Who » 15.05.2014 04:21

nesquicker hat geschrieben:Aber das Lungenrisiko ist nicht zu verachten. Mein Sohn hats nicht überlebt

Ja, und das tut mir sehr leid :(.

nesquicker hat geschrieben:Lungenschäden bei Bleo sind zwar möglich, aber keinesfalls die Regel.

Wikipedia weist dies aus:

Eine wesentliche Nebenwirkung, die in bis zu 18 % der mit Bleomycin behandelten Patienten auftritt, ist die Lungenfibrose.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bleomycin

Nicht die Regel ... kann man sagen. Aber bedenklich.

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Beitragvon nesquicker » 15.05.2014 17:19

Bedenklich allemal.
Emanuel (Aquaraius) ist an einer Lungenfibrose gestorben. Ausgelöst duch eine sehr aggressive Influenza, die sie auf sein schwächstes Körpererteil abgesetzt hat . Die Lunge


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