Psyche und Stress im Alltag

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frankpady
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Psyche und Stress im Alltag

Beitragvon frankpady » 22.04.2013 10:50

Hallo liebe Leidensgenossen...

ich wollte mal wissen, wer denn hier nach der Behandlung / Chemo weiter Schwierigkeiten im Alltag, im Leben nach der Behandlung hat und wie ihr damit umgeht?

Bei mir ist es so, dass ich meinen Stress vom Alltag (Beruf und Privat) nicht wirklich verarbeiten kann. Mittlerweile leide ich und Panikattacken, Angstzuständen. Ich habe auch Angst davor, Mittel wie z.B. Tavor oder ähnliches gegen die Angstzustände nehmen zu müssen, da die meisten Mittel wohl über kurz oder lang auch abhängig machen.

Außerdem bekomme ich regelmäßig (nach dem Stress) Migräneanfälle und liege dann meist am Wochenende flach. :( Tolle Erholung...
02/10 Ausschlag u.Gürtelrose.
05/10 Diagnose Morbus Hogdkin
14.06.10 1.Chemo BEACOPP esk. von insgesamt 8 Zyklen
Nov/10 Ende Chemo ... uff ...!
Dez/10 CT: Rückgang aller Lymphknoten, keine Neubildung, aber Thrombose und Lungenembolie
22.12.10 PET/CT
28.12.10 Komplette nuklearmedizinische Remission
08.01.11 Bestätigung aus Köln, keine Bestrahlung!!!
Reha Stgt.20.01.-15.02.11
18.02.11 OP-Portentnahme
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maikom
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Beitragvon maikom » 22.04.2013 12:17

Hallo,

ich bin auch so ein Kandidat. Ich war aber bezüglich eines Burnouts auch schon psychosomatisch vorbelastet. Es gibt immer Tage - da kann ich mit gut umgehen und Tage wo es einem schwieriger fällt. Meist sind Tage wo das Tagesleben sich stark ändert immer am schwierigsten. Also meist schlafe ich Sonntag nach schon schlecht, weil Montag wieder Arbeit ist und einen die Dinge der Arbeit schon wieder durch den Kopf gehen.

Tavor habe ich von meinem Hausarzt als "Notfallmedikament" zu Hause für den Bedarfsfall, in der Regel geht es gut ohne. Es sei denn es ist wieder so eine Situation mit einem unklaren PET bzw. einer unklaren Biopsie :-(

Was hilft ? Ablenkung tut gut. In der Zeit wo ich arbeite, bin ich abgelenkt und denke nicht an Hodgkin. Jetzt im Frühling kann man wieder viel mit der Familie unternehmen oder irgendwas im Garten machen. Die Zeit heilt alle Wunden sagt man - und gerade im Bereich der Psyche ist da viel wahres dran.

Ich kann glaube ich gut nachvollziehen was du meinst - mein Arzt sagt, man hätte die AHB machen sollen oder jetzt noch REHA - um mal alles los zu lassen. Da war ich aber der Typ nicht, fühlt mich wie in einem Gefängnis eingesperrt - tja und nicht an Krebs denken, wenn neben dir 100 Krebserkrankte sind - das funktionierte gar nicht. Mir hilft die Abwechslung mit der Arbeit - der Stress der Arbeit ist aber kontraproduktiv zu meiner Kraft. Der nächste Burnout steht bestimmt irgendwann wieder vor Tür :-(

Maik
Morbus Hodgkin, ED 07/2012, 2A ohne RF,
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Beitragvon frankpady » 22.04.2013 12:50

Danke Maik für Deine Worte....

Habe heute noch einen Termin beim Hausarzt und werde mir auch Tavor als Notfallmedikament verschreiben lassen.

Ablenkung ist gar nicht so leicht... ich bin auch eher ein Einzelgänger ohne Familie und im Beruf habe ich Stress mit sozialen Problemen usw... allerdings mache ich meinen Job auch gerne... würde mich auch sehr belasten (tut es vielleicht auch), wenn ich meinen Job nicht mehr ausüben könnte... dummer Kreislauf! :(

Reha lehnte ich für mich ab... ich würde mich nicht wohl fühlen, außerhalb von meiner gewohnten Umgebung... ich brauche für mein Leben einen festen Ablauf und Gewohntes...!
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Beitragvon maikom » 22.04.2013 13:07

Was mich nur wundert ist, das dein Hodgkin ja schon etwas zurückliegt. Hattest du die ganze Zeit die Probleme oder kamen diese erst jetzt auf dich zu ?

Zum Thema Ablenkung: Auch als Einzelgänger wird es doch Dinge geben die dir Spaß machen (Fußball, Kino, etc.) und die Ablenkung und die bösen Gedanken aus den Kopf schaffen....wichtig ist nur, das man diese Nachdenk-Momente und Grübeleien unterbindet, wenn man da erst einmal im Hamsterlauf drin ist, dann fängt man wieder an hypochondrische Züge zu bekommen und jedes Kribbeln wird Juckreiz....usw.

Maik
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Beitragvon frankpady » 22.04.2013 13:30

Also ich habe das Gefühl, das die Panik und Angst erst jetzt gekommen ist... bzw. immer mehr zunimmt....

Nach der Chemo war ich zunächst erst mal im Urlaub (Mexiko) und war dann für die Arbeit bereit.... durch den vielen übrig gebliebenen Urlaub konnte ich mir immer ein paar Tage Urlaub und Auszeiten gönnen... mittlerweile bin wieder im Rhythmus wie vor der Chemo, was das arbeiten usw. angeht...

vielleicht sollte ich mir auch mal eine Auszeit von hier nehmen... zuviel über die Krankheit lesen und Rezidiv hier ist vielleicht auch nicht gerade gut für meine Psyche...
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Beitragvon frankpady » 22.04.2013 13:46

hatte bereits vor drei Monaten wegen Angstattacken Opipramol (kleinste Dosis) verschrieben bekommen.... dann nach ein paar Wochen abgesetzt, weil es mir wieder besser ging... bis halt bis vor ein paar Tagen...
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Beitragvon maikom » 22.04.2013 14:32

Ja, einige Dinge wie jetzt mit Aqua gehen einen an die Nieren! Das ist die Kehrseite der Medaille - allerdings versuchen wir trotz den ernsten Themen hier auch mal über andere Dinge zu sprechen, aber es ist wohl wahr, an manchen Tagen per bei schweren Themen ist es schwierig den Abstand zu wahren. Und ich sag es mal so, ich habe hier mehr über meine Krankheit erfahren, als das was mir die Ärzte je vermittelt haben. Wenn ich nach dem ginge was die Ärzte mich aufgeklärt haben, dann würde ich noch mehr Panik und Ängste schieben.

Man muss einen gesunden Mittelweg finden, hier lesen, aber dann was positives suchen um sich wieder aus dem Thema "rauszudenken" und nicht auf sich selbst zu projizieren.

Maik
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Beitragvon Lunita » 22.04.2013 14:57

Hey Franky,

das tut mir sehr leid zu hören, dass es dir derzeit psychisch nicht so gut geht! :(

Bei ist es genau umgekehrt: seit dem Krebs bin ich psychisch stabiler denn je. Vorher hatte ich nämlich mit depressiven Phasen und Selbstverletzendem Verhalten zu kämpfen. Damit stieß ich in meinem Umfeld bei einigen Familienmitgliedern auf absolutes Unverständnis. Oft wünschte ich mir sogar eine ernste Erkrankung des Körpers wie Krebs, damit man endlich mal aufhören würde, über mich den Kopf zu schütteln. Und seit dem Hodgkin schüttelt nun keiner mehr den Kopf von denen, die vorher meinten mir ginge es nur zu gut oder so. Zumal bei uns in der Familie ja nie irgendwer Krebs hatte. Das hat alle wohl irgendwie aufgerüttelt. Und von mir hat es eine große Last genommen, die seelisch alles nur schlimmer gemacht hatte.

Allerdings gibt es gute Möglichkeiten, die einem helfen: durch diese psychischen Tiefs die ich hatte, war ich mal in einer psychotherapeutischen Klinik und habe dort viele, sehr liebe Leute kennengelernt, mit denen ich auch heute noch gut befreundet bin. Einer von ihnen hatte auch immer wieder mit Angstzuständen und Panikattacken zu kämpfen. Aber eine Kombination aus Gesprächstherapie und begleitenden Medikamenten hat ihm geholfen. Heute ist er zufrieden, verheiratet und wird bald Papa! :)

Ich hatte mich damals auch anfangs sehr gegen Medikamente gesträubt. Schließlich habe ich es dann doch mal probiert und nach einigem Suchen, auch eines gefunden, was mir sehr gut hilft meinen Drang nach Perfektion in Grenzen zu halten, und damit im Alltag und in der Arbeit auch mal die Fünf gerade sein lassen zu können. Außerdem konnte ich mit diesem Medikament auch plötzlich wieder Gefühle empfinden, die zuletzt mit vielleicht 16 oder 17 empfunden habe! :) Als hätte sich damit ein Schleier auf Seite gezogen, der sich irgendwann über mich gelegt hatte, und mir die Sicht getrübt hatte. Das war ein wunderbares Gefühl, plötzlich wieder Empfindungen zu haben, von denen man schon fast geglaubt hatte, man hätte sie verloren! :)
Also: keine Angst vor Medikamenten! Es gibt nicht nur Tavor! :wink2: Medikamente können wirklich begleitend sehr hilfreich sein, wenn man das Richtige gefunden hat!

Ich wünsche dir viel Erfolg und dass es dir bald wieder besser geht!
Ganz liebe Grüße, Angela
MH Stadium 2B mit Risikofaktor großer mediastinaler Tumor
8xBEACOPP eskaliert, aufgrund ausgeprägter Leukopenie jedoch stetige Dosisreduktion bis BEACOPP Basis, Mai-Dezember 2010
Bestrahlung 30 Gy.

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Schneider1983
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Beitragvon Schneider1983 » 22.04.2013 16:28

Ist zwar auch keine Dauerlösung, aber wenns mir mal schlecht geht, hilft auch immer mal ein Fläschchen Wein.

Definition von Glück: Immer leicht ein sitzen haben!

Sprich, Du musst Dich ja nicht völlig abschädeln, aber 2 Bier in der Sonne sind schon ganz nett. Versuche Dich so oft es geht zu belohnen. Auch kleine Dinge. (Eis, Kino, Pommes was auch immer)

Ansonsten habe ich die gleichen Probleme wie die meisten hier...Angst vorm nächsten PET (steht am Donnerstag bevor), Rezidiv, Langzeitschäden etc...
Ablenkung, egal wie...PC Spiel, Kaffee im Garten, Hund.... Hauptsache nicht gammeln!
_________________
Diagnose Mai 2010
Morbus Hodgkin, 2A , HD 16
2 Zyklen ABVD und Bestrahlung 20 Gy
Mai 2012 Rezidiv mit ähnlichem Stadium
3 x DHAP ---> HD BEAM ---> autologe SZT
PET leuchtet noch was im Medistinum
Bestrahlung 30 Grey in 17 Terminen
PET CT ---> Negativ
PET CT ---> Rezidiv ---> allogene SZT
27.05.2013 - Brentuximab Vedotin Nr. 1
17.06.2013 - Brentuximab Vedotin Nr. 2
10.07.2013 - Brentuximab Vedotin Nr. 3
PET CT ---> nix leuchtet
30.07.2013 - Brentuximab Vedotin Nr. 4

22.08.13 Anfang KMT UKM Münster für 29 Tage
Entlassung
Dez. 13 PET CT ---> leuchten am Hals, aber negativ
Feb. 14 PET CT ---> erneutes leuchten am Hals
Sep. 14 PET CT ---> nix leuchtet
Sep. 15 PET CT, Knochenstanze ---> ALLES BESTENS

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maikom
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Beitragvon maikom » 22.04.2013 16:33

Hallo Schneider,

da ich ja auch ein Wackel-PET-Kandidat bin, drücke ich dir für den Donnerstag die Daumen. Irgendwann muss man den Dreck doch mal los sein :-)

Maik
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Beitragvon Schneider1983 » 22.04.2013 16:35

Joa, möchte nicht auch noch die analoge mitmachen müssen...

Danke Danke und Dir auch weiterhin viel Erfolg... so ich geh Sonne tanken mit ner Tasse Kaffee im Garten!
_________________

Diagnose Mai 2010

Morbus Hodgkin, 2A , HD 16

2 Zyklen ABVD und Bestrahlung 20 Gy

Mai 2012 Rezidiv mit ähnlichem Stadium

3 x DHAP ---> HD BEAM ---> autologe SZT

PET leuchtet noch was im Medistinum

Bestrahlung 30 Grey in 17 Terminen

PET CT ---> Negativ

PET CT ---> Rezidiv ---> allogene SZT

27.05.2013 - Brentuximab Vedotin Nr. 1

17.06.2013 - Brentuximab Vedotin Nr. 2

10.07.2013 - Brentuximab Vedotin Nr. 3

PET CT ---> nix leuchtet

30.07.2013 - Brentuximab Vedotin Nr. 4



22.08.13 Anfang KMT UKM Münster für 29 Tage

Entlassung

Dez. 13 PET CT ---> leuchten am Hals, aber negativ

Feb. 14 PET CT ---> erneutes leuchten am Hals

Sep. 14 PET CT ---> nix leuchtet

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yoda
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Beitragvon yoda » 22.04.2013 18:01

Ich denke das mit der Psyche ist bei jedem anders. Früher hatte ich nie Probleme und jetzt eigentlich auch nicht. Jedoch war ich vor der Therapie ein ziemlicher Eisklotz, karrieregeil und auf dem Weg ein richtiger Workaholic mit arschlochpotenzial zu werden. Mit noch bestehendem Potenzial auf der Skala gegen oben.

Vielen geht es wohl wir mir wenn ich feststelle, dass die Verarbeitung der Krankheit eigentlich erst nach der Therapie kommt. Das brach ziemlich über mich herein. Man realisiert es erst dann und wenn man da nicht sehr stabil ist, kann das einen schon aus der Bahn werfen. Du frankpady hast etwas, was ich auch hatte, plötzlich die Angst, dass es am Abend und am Wochenende nicht mehr reicht zur Erholung, dass man wieder in die neue Woche einsteigen kann. Ich war nach der Chemo deutlich leistungsunfähiger als noch zuvor. Plötzlich wird einem das bewusst. Das schürt natürlich auch Zukunftsängste, neben dem Erlebten. Als ich Monate nach der Chemo immer noch krasse Fatigueerscheinungen hatte, bekam ich echt Angst, dass ich das keine 35 Jahre mehr bis zur Pension schaffe. Ja keine zwei Jahre mehr, bis ich ins krasse Burnout laufe.

Nun weiss ich, was ich kann und was nicht. Wenn ich spüre, dass meine Kraft nicht reicht, schalte ich zurück. Wenn ich spüre, dass ich Erholung brauche, nehme ich sie mir. Und das wegen dem Belohnen finde ich auch einen sehr guten Punkt. Das tue ich auch immer mal wieder. Mein Jobwechsel damals war das Beste, was ich in meinem Leben bisher getan habe. Neben dem, meine Frau zu heiraten. Dies hat mir sehr viel vom Druck genommen, der beruflich auf mir lastete. Das darf man nicht unterschätzen. Der Beruf macht sehr viel von einem Menschen aus. Vor allem für dich frankpady, wenn du ja schreibst, dass Familie nicht dein zentraler Punkt ist. Super ist, dass du selber erkennst, dass du vielleicht Hilfe brauchst.
Morbus Hodgkin Stadium 4B mit Milz-, Leber- und multipler Knochenbefall; Therapieschema: BEACOPP 8x eskaliert
Therapiebeginn: 08.04.09; Therapieende: 16.09.09; alle Nachsorgeuntersuchungen bis 02.04.14 ok Vorstellung/Krankheitsgeschichte

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Beitragvon Cheesecake » 22.04.2013 19:40

Hey franky,

ich schließe mich an, denn auch ich bin seit der Chemo/Bestrahlung bei weitem nicht mehr so belastbar, wie vorher! Ich gerate richtig schnell in Stress und kann mich davon auch nur kaum befreien, d.h. ich fühle mich total rastlos und kann auch Nachts kaum mehr schlafen.

Mein Arzt wollte mir ein Antidepressivum verschreiben, was ich aber auch abgelehnt habe. Habe mir dann in der Aboptheke Neurapas geholt, ein pflanzliches Präparat, mit dem ich mich auch etwas wohler gefühlt habe.

Ich fand es sehr erschreckend, wie schnell Ärzte Antidepressiva verschreiben , denn ich fühle mich nicht depressiv, sondern stark belastet durch Arbeit, Haushalt und Co. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Tabletten daran etwas ändern können - oder vielmehr stellt sich mir die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, etwas an den äußeren Umständen zu ändern. Hm, schwieriges Thema.
MH IIB
2 Zyklen ABVD + 20 Gy Bestrahlung (HD16)
04/2010 - 07/2010 Chemotherapie
08/2010 Strahlentherapie, da PET positiv
01/2012 6. NU: Alles tutti! :)
04/2016 noch immer alles tiptop!

takano-san@gmx.de
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Beitragvon takano-san@gmx.de » 22.04.2013 20:50

Hallo zusammen,
ich bin "leider" auch wieder voll drin. Die guten Vorsätze sind dahin, die Arbeit hat mich wieder voll aufgesaugt. Was soll ich sagen, es ist aber auch viel los. Heute hatte ich meinen ersten Tag Urlaub, und hab natürlich noch an einem Foliensatz für Oslo in 5 Tagen geschraubt. Es geht fast nicht anders, die Termine liegen so dicht. Mein Terminplan ist voll.

Anscheinend steht am 01.01. eine weitere Beförderung an:-) Bis dahin noch durchhalten:-)

Laberrabarber, danach gehts so weiter wie bisher. Mal sehen, irgendwann will ich kürzer treten... die Frage ist nur wann.

Im Herbst erstmal 3 Wochen auf Reha...

Zukunftsängste kann ich gut wegwischen, mit dem Argument, dass ich wenigstens überwacht werde und dass die anderen auch nicht wissen, was sie wann trifft. Im Augenblick scheint es noch weiter zu gehen, morgen kann es anders sein, aber so geht es jedem. Heute sind wir hier, morgen sind wir fort. Und nein, ich habe noch keine Kinder:-) Aber wir wollen es wagen.

Nehmts nicht so schwer.

takano
READY TO ROCK!
____________________________
15.12.2011 MH, 2a, 1 RF;
05.01. + 26.01. BEACOPP eskl.;
15.02. + 09.03. + 03.04. + 24.04. ABVD;
11.05. CT;
04.06. PET/CT - negativ
04.07. - 17.07. Bestrahlung 20 Gy
26.07. - 16.08. AHB Freiburg
08.10.2012 1. NU; 15.01.2013 2. NU, 09.04. 3. NU, 02.07. 4. NU , 15.10. 5 NU,

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Beitragvon frankpady » 23.04.2013 09:55

@lunita.... Danke für Deine aufmunternten Worte... Du hast es echt gut... ich beneide Dich ein wenig... und hoffe, dass ich auch vielleicht mal so positive Dinge herausziehen kann wie Du...!

@Schneider1983.... sorry, aber Wein / Alkohol ist jetzt eher nicht mein Fall... Das wäre für mich keine Alternative zu meinem Problem.

@yoda.... habe gelesen (beim Thema Blutdruck), dass ein gesundes soziales Umfeld Deinen Bluthochdruck um 10 Prozent senkt... als Einzelgänger hast Du es da dann schwer(er). Scheint ja so zu sein, dass ich generell nicht der Einzigste bin, der Probleme hat, nach der Behandlung und Chemo. Finde klasse von Dir, dass Du es so hinbekommen hast, Dein Leben neu zu ordnen, so dass es Dir gut geht. Ich denke, das ist nicht leicht und erfordert viel Mut.

@Cheesecake.... was machst Du denn gegen Deinen Stress und wenn es Dir nicht gut geht??

@takano.... Zukunftsängste machen mir jetzt nicht unbedingt etwas aus... bzw. die Sorge nach dem Rezidiv... eher der Stress des Alltags...

War jetzt beim Arzt und wurde für diese Woche krankgeschrieben. Nächste Woche habe ich dann noch Urlaub und kann mich weiter erholen. Werde aber auch schauen, dass ich täglich einen Spaziergang mache. Werde jetzt (seit letzten Freitag) wieder ein Tablettchen Opipramol nehmen und anscheinend macht dies ja nicht abhängig bzw. beruhigt mich im Alltag... aber eine Lösung kann das für mich nicht sein.

Tavor wollte mir der Arzt nicht verschreiben. Er meinte, da warten wir noch...
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