wenn Gesundheit zu teuer ist...

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maikom
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wenn Gesundheit zu teuer ist...

Beitragvon maikom » 12.02.2013 14:28

heute drüber gestolpert und es macht mich eher nachdenklich. Es geht um die Uni-Klinik in Marburg wo ein ähnlich moderner Teilchen-Bestrahler steht wie in Heidelberg, aber aus Kostengründen nicht benutzt wird.

Diese Bestrahlungsgeräte auf Photonen / Ionen-Basis sind den herkömmlichen Bestrahlungsgeräten weit überlegen. Alleine die Anlage in Marburg soll wohl 100 Millionen Euro gekostet haben.

Sollte das Recht auf Gesundheit kein Grundrecht sein und nicht von Kosten abhängig gemacht werden. Ist Gesundheit nur noch ein Wirtschaftszweig wo es um Umsätze und Renditen geht...lässt man Krebsarten weiter in der Gesellschaft, weil man damit gutes Geld verdient und könnte diese eigentlich schon weiter zurückdrängen...

Die Links:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medi ... 56852.html

http://www.bild.de/news/inland/nuklearm ... .bild.html
Morbus Hodgkin, ED 07/2012, 2A ohne RF,
HD 16, 2 Zyklen ABVD und Bestrahlung 20 Gy

Wissenswertes über Morbus Hodgkin
http://www.hodgkinlymphom.de

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yoda
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Beitragvon yoda » 12.02.2013 16:41

Diese Diskussion ist tatsächlich zukunftsweisend. In England gibt es tatsächlich heute schon für normale Kassenpatienten bei Krebserkrankungen eine Kostenlimite, für die die Krankenkassen vollumfänglich einstehen müssen. Darüber hinaus muss der Krebspatient selber in die Tasche greifen. Ist das noch ethisch oder moralisch zu vereinbaren?

Die Diskussion wird hier in der Schweiz momentan heftig geführt. Neben den USA haben wir die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit und die Ausgaben, die eine Familie für die Krankenkassen ausgeben, explodieren. Damit ihr einen Anhaltspunkt habt: Ich wechsle häufig die Kasse, damit ich die Kosten im Griff habe. Für die vierköpfige Familie (zwei kleine Kinder) bezahle ich inklusive Zusatzversicherung pro Monat 760 Franken oder 620 Euro. Wobei mit einem günstigen Eurokurs gerechnet. Damit sind wir aber normal versichert bei Krankenhausaufenthalten. Keine Privilegien und nur allgemeine Abteilung. Jedes Jahr steigen die Kosten zwischen 5% bis sogar auch schon 10%. Schuld sind laut Experten die immer grössere Fachspezialisierung der Ärzte, die sehr teuer sind. Weiter sind es dann die Spezialmedikamente der Pharmaindustrie, die auch bei wenig Aussicht auf eine Verlängerung des Lebens verabreicht werden.

Auch die durchschnittliche Lebenserwartung steigt enorm an. Mein Jahrgang soll laut Hochrechnung sogar bei den Männern im Durchschnitt 90 Jahre erreichen. Die Überalterung der Bevölkerung und die tiefen Geburtenraten führen auch dazu, dass die Leute zwar alt werden und dies in der Masse, doch damit nehmen auch die Probleme zu. Gelenk- und Knochenapparatprobleme, kardiologische Beschwerden und vor allem auch Krebs, nehmen in so hohem Alter überproportional zu. Werden diese Beschwerden vollumfänglich behandelt, auch mit teuren Medikamenten und Infrastruktur, wo die Wirkung nicht erwiesen ist, steigen die Gesundheitskosten ins Unermessliche.

Wir werden in den nächsten Jahrezehnten kaum darum herum kommen, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Entweder man leistet sich sehr teure Versicherungen, die dies abdecken. Oder man akzeptiert einen Sockelbetrag für die Behandlung von Krankheiten. Eine andere Möglichkeit wäre die Umfinanzierung. Man gibt also für die Gesundheit mehr Geld aus und spart dies in anderen Bereichen ein. Doch wo? Landesverteidigung, Bildung, Verkehrsinfrastruktur? Egal wo man spart, es fehlt dann dort. Eine sehr schwierige Ausgangslage, wo ich selber auch keinen Beschluss fassen möchte.
Morbus Hodgkin Stadium 4B mit Milz-, Leber- und multipler Knochenbefall; Therapieschema: BEACOPP 8x eskaliert
Therapiebeginn: 08.04.09; Therapieende: 16.09.09; alle Nachsorgeuntersuchungen bis 02.04.14 ok Vorstellung/Krankheitsgeschichte

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maikom
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Beitragvon maikom » 12.02.2013 16:51

Hallo Yoda,

aber ist nicht ein Menschenleben das höchste Gut auf dieser Welt was wir haben? Klar die Rüstungsindustrie will Kriege damit sie Panzer verkaufen können. Ich finde es auch nicht gut, das Krankenhäuser Profite erwirtschaften müssen, eigentlich gehören Krankenhäuser verstaatlich um Ihren Dienst am Menschen tun zu können.

Ich finde es beschämend einem Menschen zu sagen, das er nicht weiter behandelt wird und nicht besser behandelt werden kann, weil es zu teuer ist. Schon jetzt sind die Pflegekräfte in den Krankenhäuser nahe am Burn-Out, weil Sie unter Leistungsdruck mit weniger Personal noch mehr Patienten betreuen müssen, dann muss man lesen, das Geld dafür fehlt für eine bessere Bestrahlungstherapie fehlt, aber Bayern München 40 Millionen Euro nach Spanien überweist um einen mittelprächtigen Fußballer zu holen - wie viele Menschen könnte es mit dem Geld besser gehen - ich finde unsere Gesellschaft ist kaputt....und habe dafür auch kaum Verständnis.

Maik
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Elisabeth
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Beitragvon Elisabeth » 12.02.2013 17:30

..na ja, aber wenn alles verstaatlicht ist, kostet es dewegen ja nicht weniger..

Der Wert des Menschen hier mal volkswirtschaftlich:http://de.wikipedia.org/wiki/Wert_eines_Menschenlebens

und dann kommen wir zur sozialen Gerechtigkeit und zukunftsfähigen Gesellschaftsmodellen.... :think2: und dann ab ins Plauderforum Untergruppe Philosophie.

Dies ist ein spannendes Thema. Fast was für ein eigenes Forum :D .

VG
Elisabeth
1993 MH 2A (7. Schwangerschaftsmonat), Bestrahlung (50gy) und Splenektomie
11/2003 Rezidiv 2A, 3X ABVD, HD Cyclophosphamid, vorsorgliche Stammzellsammlung, 2X BEACOPP, Bestrahlung
12/2004-2005 mehrmals Verdacht auf Frührezidiv nach PET
08/2015 alles ok
http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=778

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yoda
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Beitragvon yoda » 12.02.2013 17:31

Ich gebe dir in vielen Punkten recht. Wenn es nach mir ginge gäbe es nur staatliche Krankenhäuser für Allgemeinmedizin. Und dann reicht auch eine staatliche Krankenkasse. Warum gewisse Ärzte in einem Monat mehr verdienen als viele Arbeiter in einem ganzen Jahr, das muss mir auch noch einer erklären. Und die Pharmaindustrie schöpft auch viel zuviele Gewinne ab.
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Beitragvon takano-san@gmx.de » 17.02.2013 20:05

Hallo Yoda,

das was Du für 4 Personen zahlst, zahlen meine Frau und ich für uns beide.
Allerdings wirds auch nicht mehr wenn noch Kinder dazu kommen.

Hallo Maikom,

ohne Gewinn keine Investition. Jede Dienstleistung und jedes Gut in unserer Wirtschaftsform hat einen Wert und das ist auch gut so.

Es kann nur soviel Geld ausgegeben werden, wie erwirtschaftet wird. Beweis? Guck mal am Monatsende in Deinen Geldbeutel.

Und noch was. Ohne Militär, keine sicheren Grenzen. Ohne sichere Grenzen, kein Staat. Ohne Staat, kein Gemeinwesen. Ohne Gemeinwesen, keine Medizin. Ohne Medizin wären wir alle hier im Forum eher früher als später tot.

Man kann natürlich darüber diskutieren, ob man die ein oder andere Million besser ausgeben kann... und man kann immer einiges optimieren.

Alles andere ist leider Utopie, wurde schon versucht, hat nicht funktioniert, brachte keinen Fortschritt.

Sei froh, dass es derzeit so gut läuft und unser "System" genügend Geld für unsere Behandlung bereitstellen kann.

LG takano
READY TO ROCK!
____________________________
15.12.2011 MH, 2a, 1 RF;
05.01. + 26.01. BEACOPP eskl.;
15.02. + 09.03. + 03.04. + 24.04. ABVD;
11.05. CT;
04.06. PET/CT - negativ
04.07. - 17.07. Bestrahlung 20 Gy
26.07. - 16.08. AHB Freiburg
08.10.2012 1. NU; 15.01.2013 2. NU, 09.04. 3. NU, 02.07. 4. NU , 15.10. 5 NU,


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