Es brennt in der Seele - Antidepressiva?

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cathy_bigc
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Es brennt in der Seele - Antidepressiva?

Beitragvon cathy_bigc » 02.10.2012 19:16

Hallo liebe Leidesgenossen,

mein letzter Chemo-Zyklus war Ende Juli zu Ende und ich fühl mich irgendwie jetzt schlechter als während der ganzen Geschichte, obwohl ich laut meinem Onkologen "gesund" bin. (Fühl mich zwar noch lang nicht so aber schön zu wissen dass sich die schei* Krabbe verpisst hat!)

Ich fühl mich so leer und frage mich noch immer WARUM, wieso und wozu!
Während der Chemo war ich total stark, hab es mir nicht erlaubt anders zu sein, habe immer "gespürt", dass ich es schaffe und dass es mit 25 Jahren nicht aus sein kann.
Und nun hab ich ihn kräftig in den Arsch getreten aber meine Psyche fängt jetzt erst an das alles zu verdauen. War auch schon ganze 4 Wochen auf Reha und war ganz schön. Hat gut getan, dort hab ich wieder angefangen mich jede Nacht in den Schlaf zu weinen, aber dank der Psycho- und anderen Therapien hat es dann auf einmal aufgehört. Und nun bin ich eine Woche zurück von der Reha und ich fang wieder von vorne an.

Hab auch einige Leute währende der ganzen Sache kennengelernt. Die mir so richtig ans Herz gewachsen ist, musste sterben und andere haben Rezidiv bekommen und wieder andere laufen mit ihrem Totesurteil herum. Das ist alles ziemlich heftig und ich versuche zu verstehen, aber da gibt es nichts zu verstehen, das is eben so. Es gibt so verdammt viele Krebsarten die nicht heilbar sind und wir könnten doch eigentlich froh sein, dass es so tolle Überlebenschancen für den Hodgkin gibt, aber es brennt mir in der Seele.

Hab mir nun auch eine Verkühlung zugezogen und bin absolut scheiße drauf. Gehts jemanden ähnlich?

Habe von meinem Gyn Antidepressiva bekommen, da ich mit ihm gesprochen hab und vorallem auch diese verdammten Hitzewallungen, die ich noch immer vom künstlichen Wechsel (Zoladex-Implantat) habe. Soll mir angeblich helfen, hab aber den Beipackzettel gelesen und diese extrem vielen Nebenwirkungen schrecken mich total ab.
Hat jemand Erfahrung mit Antidepressiva?

Danke fürs Lesen und jeden einzelnen Kommentar!
Ich wünsch euch allen nur das Beste!

GLG,
Cathy

PS: Heute ist ab 20:15 Uhr auf SIXX - Tag der Heldinnen! (Brustkrebs)

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maikom
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Beitragvon maikom » 02.10.2012 19:39

Hallo Cathy,

bevor mich der Hodgkin Anfang August erwischt hatte, hatte ich einen richtig tiefen Burn-Out zum Jahresanfang. (Was für ein SCHEIxxx-JAHR).

Von soher kenne ich mich mit Depressionen und Psyche etwas aus.

Wenn dein Doktor dir Antidepressiva gegeben hat, ist zu beachten, das diese nicht wie eine Aspirin oder Paracetamol sofort wirken. Antidepressiva müssen sich im Körper erst aufbauen und brauchen 10 bis 14 Tagen bis sie überhaupt anfangen zu wirken. Bei vielen wird auch beobachtet, das es bei Beginn der Einnahme einen etwas schlechter geht, bevor diese anfangen zu wirken. Die tägliche Höchstdosis für Deutschland sind 60 mg, alles um die 10 mg wirkt nur sehr bedingt und ist recht niedrig dosiert. Was und wieviel bekommst du denn?

Nimm Abstand vor Beruhigungsmittel wie Diazepam, Tavor oder Tafil, die machen schnell abhängig.

Antidepressiva sind eigentlich leicht verträglich, sie greifen halt in den Hormon-Haushalt ein und versuchen "Stress-Hormone" auszufiltern.

Das was du jetzt aber durchmachst, ist denke ich, von der Psyche her "normal". Du bist irgendwann zum Arzt gegangen, der stellte die Diagnose Krebs und du wurdest dann Tag für Tag durch die verschiedensten Untersuchungen gejagt, dann kam die Chemo und man macht sich, wie du selbst sagtest, stark - das man das Schaffen will.

Du hast aber dort wenig Zeit drüber nachzudenken, warum und weshalb und alles ging so schnell, das man auch kaum Zeit hatte alles zu reflektieren.

Dazu kommt, das eine Chemotherapie eine Behandlung mit hohen Toxiden ist und das für Körper und Geist eine große Anstrengung (psychisch wie physisch) ist, da ist beruflicher Stress nichts dagegen. Dein Körper kämpft ständig gegen alles an und immer wenn es ihm wieder etwas besser ging, gab es die nächste Keule drauf.

Was will ich sagen, Antidepressiva brauchen 10 bis 14 Tage bis diese überhaupt Wirkung zeigen, auf der anderen Seite gib deinem Körper / Zeit und Ruhe das zu verarbeiten. Deine Chemo ist zwar schon etwas vorbei, aber trotzdem weiß dein Körper immer noch nicht was mit ihm geschehen ist. Versuch mit dir ins Reine zu kommen, was du großartiges geleistet hast, mach Sachen die du während der Chemo nicht machen konntest.

Bei einem Burnout habe ich gelernt, das die Psyche über Monate und Jahre kaputt gegangen ist und das man das nicht in zwei Wochen reparieren kann, sondern das man dort die gleiche Zeit braucht, um das Gleichgewicht wieder zu finden.

Bekannte und Freunde sind gut, aber lass das nicht alles zu sehr an dich ran, dem Körper geht es nur gut, wenn es auch der Seele gut geht - oder anderes rum - geht's deiner Seele schlecht, geht's dir auch körperlich schlecht.

Es bringt dir persönlich nichts, jedem Tod und jedem Rezidiv im Forum nachzutrauern. Das Leben ist endlich, für uns alle...das muss man sich jeden Tag bewusst sein. Es kann sein das man den Krebs und die Chemo überstehst und morgen auf der Straße überfahren wirst.

Mir ging es beim Burnout auch erst besser, als ich für Wochen keine Foren mehr gelesen habe und ständig mit Leid konfrontiert war. Wenn man genug Abstand dazu gewonnen hat, kann man die Kontakte ja wieder aufleben lassen, aber dazwischen ist das sehr schwierig mit einer schwachen Psyche, weil man jeden Beitrag gleich auf sich projiziert und bei sich die gleichen Symptome sucht.

Ich hatte zum Jahresanfang auch solche "Denkprobleme" und es ist ein Teufelskreis. Bei Interesse kannst du ja mal zum Jahresanfang in meinem Tagebuch blättern. (siehe Signatur).

Manchmal sind die Worte hart, aber man muss auch mal egoistisch sein und an sein Wohlbefinden denken, sonst drehst du dich im Kreis.

Kannst mich jederzeit schreiben und ich versuche dir dort gerne weiter zu helfen.
Morbus Hodgkin, ED 07/2012, 2A ohne RF,
HD 16, 2 Zyklen ABVD und Bestrahlung 20 Gy

Wissenswertes über Morbus Hodgkin
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Schreiberlein
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Beitragvon Schreiberlein » 03.10.2012 10:49

Hallo Cathy, ich nehme auch Antidepressiva und weil ich ne Angst-und Panikstörung entwickelt habe, nehme ich auch noch lyrica, das macht es erträglich. Ich gucke lieber nicht nach den Nebenwirkungen :)
9/2010 ED Morbus Hodgkin, Stadium 4b
klassischer Typ, nodulär sklerosierend,
Leber- und Milzmetastasen
10/2010-04/2011 8x EACOPPesk.
04/2011 Vollremission??
04/2011 AHB in Kreischa
06/2011 1. Nachuntersuchung
07/2011 PET Dresden - Frührezidiv
08/2011 Chemotherapie A-SHAP
Stammzellapherese
09/2011 2.Zyklus DEXA-BEAM
10/2011 HDCT BEAM
Stammzelltransplantation
07/13 bis heute: Nachsorgeverweigerung
http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=4889

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Mona
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Beitragvon Mona » 03.10.2012 12:18

Liebe Cathy,

ich wollte dir gerne sagen, dass ich dich gut verstehen kann...
Und ich bin der Meinung man sollte sich helfen lassen.

Meine Therapie wurde zweimal verlängert, das erste Mal Ende April, das zweite Mal Ende Juli. Ende Juli ging es mir psychisch schon nicht mehr gut, was mich sehr verunsichert hat, denn eigentlich war der Abschluss der Chemo ganz nahe. Aber durch den Gedanken, dass alles bald vorbei sein wird, ist mir erst bewusst geworden was alles passiert ist. Außerdem fingen alle Freundinnen an zu studieren während ich da saß, krank und nutzlos. Tja und dann die Nachricht dass es doch länger dauern würde: ich war nur noch frustriert. Eine Woche später habe ich mich entschieden zur Psychologin zu gehen, diese wiederum hat mir Antidepressiva verschrieben. Sertralin heißt das. Anfangs war ich ziemlich müde davon, aber der Körper brauch eben Zeit sich an das neue Medikament zu gewöhnen. Es geht mir wirklich viel besser und ich spüre keinerlei Nebenwirkungen (Schlafstörungen, Gewichtszunahme o.Ä).
Allerdings bin ich der Meinung, dass Antidepressiva nur in Verbindung mit psychologischer Betreuung sinnvoll sind.

Liebe Grüße

Mona
Morbus Hodgkin Stadium 3a
Diagnose 9.1.2012
8 Zyklen ABVD
keine Bestrahlung
Reha "Katha" Schwarzwald - genial

Roesti
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Beitragvon Roesti » 03.10.2012 18:48

Hallo Cathy,

vielen geht es so, oder sogar den meisten, denn solange man in Therapie ist, kämpft man von Termin zu Termin. Irgendwann ist dann alles vorbei und man kann sich eigentlich garnicht richtig freuen, weil erst ein riesig großes Loch kommt. Habe mir aber von Fachleuten sagen lassen, dass das normal ist und man da durch muss. Man realisiert erst im Nachhinein so peu à peu, in welchem Film man da gerade war und was es heißt, Krebs zu haben... :aha:

Ich habe für mich so festgestellt, dass man für die Primärtherapie zunächst in der Regel sehr gut versorgt ist und alles nach Plan abläuft - jedenfalls meistens. Nur danach wird man sehr alleine gelassen und muss sich von einigen Ärzten noch blöde Bemerkungen anhören :sasmeck:

Wenn Du Hilfe brauchst, nimm sie in Anspruch, aber sei auch versichert, was Du empfindest ist völlig normal und wird mit der Zeit auch besser. Wenn sich alles wieder im normalen Leben abspielt und der Alltag keinen Platz mehr für diese Gedanken lässt - wobei man auch aufpassen sollte, nicht wieder in den alten Trott zu verfallen, denn ich denke wir haben alle gelernt, wie kostbar unsere Zeit ist!

Liebe Grüße und Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist...
Rösti
Ich kann, weil ich will, was ich muss. (Immanuel Kant)
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MH Stadium 2A, RF hohe BSG, Mediastinaltumor 9,5x5,5x5,0, ED 08/11
08/11-12/11 2 x BEACOPP esk. und 2 x ABVD
01/12 Bestrahlung 15 x 2 Gy
16.03.12: CT -> Strahlenpneumonitis!
13.04.12: Beginn von Leben 2.0 - vermutlich geheilt
22.07.14: alle NUs bislang perfekt! Rest schrumpft weiter!
22.12.16: tutti paletti - alles so wie's sein soll - Kraft auch wieder zurück! NU-Intervall nun 9 Monate.
06.06.18: alles bestens - Intervall nun 1 Jahr!

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Karl_Ho
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Beitragvon Karl_Ho » 03.10.2012 19:15

Hey Cathy,

ich kann mich den Vorrednern und Vorrednerinnen nur anschließen (außer Maikoms Bemerkung, dass 60mg die Höchstdosis ist und alles unter 10 nicht wirkt - ähm, gilt das für alle Antidepressiva und für jedes Körpergewicht :-))?) Anyway: Das was Du erlebst, ist normal, ich bin nach Ende der Chemo in ein so großes Loch gefallen, dass ich wieder begonnen habe, die Antidespressiva zu nehmen, die ich vor der Therapie abgesetzt habe (Citalopram). Und siehe da, es geht besser und leichter. Sch... auf Nebenwirkungen, abhängig machen diese Mittel in der Regel nicht mehr, das ist ein Vorurteil aus der Vergangenheit dieser Mittel. Nutz das, was Dir hilft, nimm die Hilfestellung an. In einem Jahr kannst Du Dir dann wieder Gedanken machen, ob Du es absetzt, aber jetzt ist die mentale Erholung (die ja genauso anstrengend ist wie die körperliche ...) vorrangig. Meine ich zumindest :)

LG
Karl

----

- 25.01.12: Diagnose MH, Stadium 4B
* Teilnehmer in HD18
* 29.02. Port-OP
- 09.02. 1. Zyklus BEACOPP esk., 01.03. 2. Zyklus, 21.03. 3. Zyklus, 11.04. 4. Zyklus, 02.05. 5. Zyklus, 23.05. 6. Zyklus.
01.07. PET/CT negativ, Vollremission
10.09. 1. NU negativ, 04.12. 2. NU negativ, 05.03.13 3. NU negativ, August 13 4. NU negativ, Januar 14 5. NU negativ
März 14 Port-Ex Mai 14 6. NU negativ :-)
... und so ging es dann auch weiter bis Stand heute, Dezember 2015.

siehe auch http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=5321

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maikom
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Beitragvon maikom » 03.10.2012 20:12

Hallo Karl,

hatte nicht geschrieben das 10 mg gar nicht wirken, ich hatte geschrieben, das 10 mg so niedrig dosiert ist, das bei vielen keine Wirkung zu erkennen war. Das war und ist die einhellige Meinung im B/O-Forum von vielen.

Sicher kann es immer irgendwelche geben, bei denen auch 10 mg anschlagen und ausreichen - keine Frage. Die meisten liegen aber bei 20 mg bis 40 mg. Und ja du hast Recht, wenn man füllig ist und viel "mit sich rumträgt" wird man eher mehr brauchen - mit den 60 mg bin ich mir nicht 100% sicher, meine es aber so mal gelesen zu haben. Macht aber kein Sinn, der Arzt wird schon einschätzen können, was eine angemessene Dosis ist.

Generell sollte man bei Antidepressiva aber nicht nach dem Motto vorgehen - viel hilft viel und auch schon gar nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt selber an der Dosierung rum spielen.

Ich habe selbst Citalopram genommen und war selbst am Anfang auf 10 mg und stellte nach 3 Wochen keine Veränderung fest und wurde auf 20 mg hochgesetzt.

Sind natürlich alles nur Erfahrungswerte - jeder ist da anders.

Will aber auch nicht streiten und akzeptiere auch deinen Standpunkt.

Wichtig ist für mich noch zu erwähnen - Antidepressiva sind wenn überhaupt nur ein Hilfsmittel und keine Lösung. Sie können unterstützen, lösen aber das Problem nicht. So oder so, wird man sich mit seinen Problemen und Konflikten auseinander setzen müssen. Am besten mit psychologischer oder psychiatrischer Unterstützung. Ein Hausarzt der schnell Antidepressiva auf den Schein schreibt, ist dort nicht der Ansprechpartner.

Maik
Morbus Hodgkin, ED 07/2012, 2A ohne RF,

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cathy_bigc
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DANKE!

Beitragvon cathy_bigc » 04.10.2012 17:03

Danke für eure Antworten!

Ich habe Efectin Er 75mg (Wirkstoff: Venlafaxin) bekommen.
Gestern hatte ich meine erste psychologische Betreuung außerhalb des Krankenhauses und der Reha.
Habe noch nicht damit angefangen, da ich momentan erkältet bin. Hätte vorgehabt, dass ich eine Hormon-Blutuntersuchung mach und danach dann anfange meine Östrogen-Salbe und eventuell auch die Antidepressiva zu nehmen.

LG,
Cathy

Basteltantes
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Gut so....

Beitragvon Basteltantes » 07.10.2012 17:58

Das ist gut so...
lass dir helfen
Ich kämpfe schon seit Jahren mit der Psysche und hab mir auch wenn es nicht mehr ging Hilfe in Form teilstationärer Aufenthalte in einer Tagesklinik geholt....
Zur Zeit bin ich Medikamentell gut eingestellt aber ich hab mich lange gewehrt Pillen zu nehmen....meist sind die Nebenwirkungen nur einige Tage am Anfang da....
Danach ist eigentlich Ruhe....

SuperSusi
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Registriert: 06.10.2012 16:24

Beitragvon SuperSusi » 09.10.2012 22:07

Hallo liebe cathy!

Ich bin zwar kerngesund, aber würde dir zu diesem Thema gern meine persönlichen Erfahrungen schildern:

Vor zwei Jahren war ich aus merheren Gründen bzw. wegen mehrerer Vorkommnisse auch ganz tief unten. So weit unten, dass ich täglich mehrfach heulte, nur noch panisch und gestresst war, dadurch unkonzentriert und auch kaum mehr schlief (gefühlte 2-4h pro Nacht).
Ich kam damit nicht zurecht und konnte mich auch nicht selbst beruhigen oder beherrschen (ich glaube, dass in solchen Situationen immer eins ins andere führt und man irgendwann ziemlich hilf- und machtlos dasteht). Egal wie sehr ich es wollte und ich bemühte, ich bekam's nicht in den Griff.

In meiner Verzweiflung (und auf Drängen meines Mannes hin) ging ich zu einem Psychologen. Dieser verschrieb mir nach zwei Mal zweistündigem Gespräch ein Antidepressivum und Schlaftabletten (Cipralex und Mirtagamma).

Die ersten zwei Wochen war ich extrem übermüdet (die Schlaftabletten wirkten sehr gut, aber eben auch tagsüber...) und extrem schreckhaft. Aber dann gewöhnt sich der Körper langsam dran und ich wurde ruhiger, um nicht zu sagen melancholisch, und hatte Null Panikattacken mehr.
Ich nahm auf einmal alles recht locker und begann, in Ruhe über meine Probleme nachzudenken und diese objektiv zu betrachten.
Nach etwa vier Wochen war ich wieder halbwegs zufrieden mit mir und meinem Leben, entwickelte aber einen extremen Appetit und nahm binnen zweier Monate 12kg zu. Wer sich beherrschen kann, nimmt vielleicht auch nicht zu, aber ich konnte mich im Essen noch nie beherrschen und so war ich dann eben nur noch am Kauen. (Bin zum Glück trotzdem nicht übergewichtig, weil ich vorher recht schlank war. 12kg sind aber nicht ohne...da passte keine Hose mehr ;) )

Jedenfalls nahm ich die Medikamente (ohne Steigerung jeweils 1 täglich) für 7 Monate. Ich ging in dieser Zeit auch zur Gesprächstherapie, was ich aber leider als nicht sehr hilfreich empfand...
Deshalb und wegen der doch sehr starken Gleichgültigkeit, die die Medikamente nach Monaten bewirkten, setzte ich die Medikamente selbstständig ab. Ich hatte weder Entzugserscheinungen, noch wurde ich psychisch wieder labil. Ich blieb ruhig und zufrieden und hatte mein Leben wieder im Griff.
Die Probleme hatten sich entweder von selbst erledigt oder ich habe sie mit klarem, ruhigen Verstand behoben.

Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber ich empfand die 7 Monate als angebracht. Ich fühlte mich dann stark genug, allein weiter zu kämpfen.
Und um erst einmal wieder runter zu kommen und Ordnung ins Köpfchen zu bringen, helfen die Tabletten wirklich gut.

Ich würde es dennoch nicht mehr so machen, da ich mir heut schwach und dumm vorkomme deswegen. Damals sah ich aber keinen anderen Weg.
Und es half eben.

Ich wünsche dir viel Kraft und viel Sonne im Herzen, auf dass du deine durchaus berechtigten Ängste bald besiegst und wieder glücklich sein kannst!
:)


Viele Grüße,
Susi

PS:
@Karl_Ho
Falls du das liest: Siehst du, auch über eine rosaroten-Wattewolken-Welt zieht mal ein Unwetter hinweg ;)


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