Vergesslichkeit

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ilay
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Vergesslichkeit

Beitragvon ilay » 10.10.2010 20:55

Hi liebe Leute,

ich brauche euren Rat... Meine letzte Chemo hatte ich Januar 2007. Während der gesamten Zeit unter Chemo hatte ich alle erdenklichen Nebenwirkungen erlebt habe (Gott sei dank) keine Folgen davon getragen... Ausser meine Vergesslichkleit... Ich werd noch wahnsinnig...

Mein Onko meinte im April 2007 zu mir, dass das mit der Zeit bessert werden würde.

Nun war ich bei einer Psychologin/Neurolgin... die haben einpaar test gemacht und im endeffekt hiess es ich würde mich noch sehr mit der Krankheit beschäftigen und sei aus diesem Grund so vergesslich :?:

Ich arbeite wieder in Vollzeit und meine Arbeit macht mir großen Spass...
Aber ich leide sehr unter der Vergesslichkeit... Es passiert im Nu... Ich kann mich manchmal nicht an zusammenhänge erinnern oder wer was gesagt hat vor ner Minute... Mein Sohn erschreckt sich manchmal über dinge die ich tue ohne danach zu wissen, das ich es getan habe...

Letzten Donnerstag habe ich eine Abmahnung bekommen, aufgrund einiger Fehler die mir passierten aufgrund der Vergesslichkeit...

Kein Arzt mag mir helfen...

Wer hat auch solche oder änliche Erfahrungen gemacht??
Gibt es denn nichts was ich dagegen tun kann?..

bin sehr verzweilfelt... zudem ich sehr große angst habe meine Arbeit deswegen zu verlieren... ich versuche mich krankhaft zu konzentrieren aber auch das fällt mir unglaublich schwer..

Weiss jemand Rat???


MH IIIb

4x BEACOPP
4x ADVB

(Aufgrund der starken Nebenwirkungen, wurde keine Bestrahlung gemacht)

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roro
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Beitragvon roro » 11.10.2010 10:41

Hi ilay,

die Behauptung deiner Psychologin/Neurologin halte ich persönlich aus eigener Erfahrung für Quatsch. Das ist so eine gängige Lehrmeinung, die immer wieder rausgekramt wird, wenn diese Ärzte nicht weiter wissen. Aus eigener Erfahrung kann ich aber auch sagen, dass es deutlich besser geworden ist im Vergleich zu unmittelbar nach der Therapie.

Trotzdem ist es aber auch heute noch so bei mir, dass mir
- bestimmte Worte nicht sofort einfallen, obwohl ich weiß was ich meine
- ich Sachen manchen Leuten doppelt und dreifach erzähle, weil ich einfach nicht mehr weiß, ob ich sie denen schon erzählt habe
- ich irgendetwas tun will und auf dem Weg dies zu tun mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann, was das war; auch wenn ich die vorherigen Schritte zurück gehe
- Namen von Leuten, die mir gegenüber stehen und die ich seit Jahren namentlich kenne, einfach nicht mehr einfallen
- wenn ich telefoniere, mitten im Gespräch der rote Faden verloren geht
- und einiges in dieser Richtung mehr.

Ich habe zwar verschiedene Strategien zum Überspielen solcher Momente entwickelt, aber befriedigen tut es mich trotzdem nicht. Insofern kann ich dir zwar nicht wirklich helfen, aber zumindest zeigen, dass du kein Einzelfall bist.

Hast du eigentliche einen Behindertenausweis?

LG roro
Diagnose: 08.07.04, MH 4b, (LK-Ext. 24.06.04) - Therapie: Studie HD15, BEACOPP esk., 8 x 21 Tage
Nebenwirkungen: viele gehabt, noch einige vorhanden; kann damit umgehen!
PET-Ergebnis v. 18.01.05: Metabolisch komplette Remission
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yoda
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Beitragvon yoda » 11.10.2010 17:32

Ich hatte stets ein ganz lahmes Gedächtnis was Namen angeht. Nun ist es noch viel schlimmer. Und wie roro habe ich Aktionen, wo ich mich nicht richtig konzentriere und dann während der Arbeit nach 10 Sekunden nicht mehr weiss, was ich vorher machen wollte. Doch das finde ich alles gar nicht soooo schlimm. Es geht. Richtig elementare Sachen entfallen mir eigentlich nicht.

Das mit der Abmahnung ist sicher nicht so toll. Aber versuche es einfach so wie ich. Ich mach mir für den Tag so einen Pendenzenzettel. Da kritzle ich alles drauf. Und streiche es ab, wenn erledigt. Am Abend guck ich drüber und wenn was offen ist, weiss ich was ich vergessen habe. In Sachen Medis oder Gedächtnistraining glaube ich nicht, dass dir da die Ärzte gross weiterhelfen können. Die Ausrede, die Blut-Hirnschranke werde ja nicht überwunden, findet da immer wieder Platz. Alles psychisch heisst es in der Schulmedizin, das hast du ja auch schon erfahren.
Morbus Hodgkin Stadium 4B mit Milz-, Leber- und multipler Knochenbefall; Therapieschema: BEACOPP 8x eskaliert
Therapiebeginn: 08.04.09; Therapieende: 16.09.09; alle Nachsorgeuntersuchungen bis 02.04.14 ok Vorstellung/Krankheitsgeschichte

ilay
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Beitragvon ilay » 12.10.2010 08:39

Hallo roro und yoda,

ich danke euch vielmals für eure Antwort... zu wissen es nicht nur einem allein so geht ist schon etwas beruhigend...

Zu deiner Frage roro, nein ich habe kein Behindertenausweis...
wollte es nie und will es immernoch nicht...

Ich möchte das mir nichts von der Krankheit bleibt und da gehört so ein Ausweis auch mit rein...
So sehr ich versuche mich als absolut geheilt zu betrachten und auch so zu handeln, fällt es mir mit meiner Vergesslichkeit doch sehr schwer..

Am Anfang hatte mein Sohn (heute 10 J. alt) angst. Es hat ihn erschreckt zu sehen das ich dinge tue und wirklich null Ahnung mehr davon habe. So sehr ich mich auch anstrenge mich daran zu erinnern.

Ich hatte auch wie du yoda, mir zettelchen und Notizen geschrieben...
Entweder konnte ich die Zettel nicht mehr finden oder ich vergaß den Zusammenhang meiner Notizen. Alle andern die es gelesen hatten, wussten was gemeint war nur ich stand blöd da.

Das schlimmste was mir aufgrund dessen passieren kann wäre meine Arbeit dadurch zu verlieren. Wenn ich den Leuten über meiner Vergesslichkeit erzähle, heisst es nur: "das ist der Stress" oder es klingt wie eine blöde Ausrede für meine Blödheit...

Als würde das Leben so schon nicht schwer genug sein müssen wir uns mit solchen Dingen noch beschäftigen :(...

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Schinacken
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Beitragvon Schinacken » 12.10.2010 16:04

Moin Ilay!

In puncto Vergesslichkeit kann ich auch ganz laut "hier" schreien und mir geht es da sehr ähnlich, wie Roro. Bei mir war es allerdings so, daß ich das Gefühl habe, daß sich die Vergesslichkeit erst jetzt bemerkbar macht. Es fällt mir am meisten auf, wenn mir z.B. ein Wort nicht einfällt oder ich Blödsinn rede, weil ich aus dem Konzept komme - natürlich auch, wenn mir abends auffällt, daß ich vergessen habe einzukaufen, worum meine Freundin mich morgens noch gebeten hat. :?

Was man dagegen tun kann? Keine Ahnung, leider. Ich habe mir ein Notizbuch zugelegt und es mir zum Ritual gemacht, mind. morgens, mittags und abends reinzuschauen. Wichtige Termine übertrage ich mir abends in mein Mobiltelefon und werde von diesem dann daran erinnert.

Viele Grüße
Olli
Morbus Hodgkin
Stadium 4b + Risikofaktoren
29.01.2007 - 28.08.2007
8x BEACOPP-14 + 17 Bestrahlungen
lt. DHSG - HD15

Hodgi-TÜV 1. Halbjahr 2009 v. 26.05.2009: Bestanden! ;o)
Hodgi-TÜV 2. Halbjahr 2009 v. 07. & 17.12.2009: Bestanden! ;o)
Hodgi-TÜV 1. Halbjahr 2010 v. 03.05.2010: Bestanden! ;o)
Hodgi-TÜV 2. Halbjahr 2010 v. 02.11.2010: Bestanden! ;o)

>>> Kurz Vorgestellt <<<

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Duminica
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Beitragvon Duminica » 12.10.2010 22:05

Hallo Ilay,

ja das mit der Vergesslichkeit kenne ich auch. Ähnliche Sympthome wie roro sie geschildert, habe ich auch. Besonders hinsichtlich Namen und "den roten Faden verlieren". Aber da ich ja erst seit dieser Woche mit der Therapie fertig bin (*freu*), hoffe ich noch, dass das bald wieder besser wird.

Wegen der Vergesslichkeit auch im Job: Ich würde dir vorschlagen, dass du dir deine Vergesslichkeit von deinem Onkologen als (Spät-) Folge der Therapie bescheinigen läßt. So könnte dich dein Arbeitgeber wegen der Vergesslichkeit nicht einfach kündigen, da es dann krankheitsbedingt wäre. Und die ist nicht einfach durchzubekommen, solltest du gegen eine solche mögliche Kündigung angehen.

Vielleicht hilft dir das und nimmt dir ein paar Sorgen? Frag mal deinen Onkologen.

Toi toi toi.
Duminica
********
Sommer 2003 - MH IA - HD 13 Studie Arm "2* VD (statt ABVD) * 30 Gy Bestrahlung"
komplette Remission

02/2010 Diagnose Rezidiv, Beschwerden seit 07/2009
19.4. - 15.10.10: 8 * Beacopp esk.
PET-CT: es leuchtet
20.12.10 Bestrahlung 30 gy: Mediastinum +Becken
16.2.11 Reha in St.Peter-Ording
Trotz PET positiv im April: weitere Nachsorgen ohne Befund ;-)

Vorstellung ...


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