Schwerbehinderung

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Thomas

Schwerbehinderung

Beitragvon Thomas » 20.04.2002 12:58

Hallo an alle "Mitkämpfer",
ich habe während meiner zweiten Chemotherapie im ev. Krankenhaus Essen-Werden Besuch von einer Psychotherapeutin bekommen, welche mir eröffnete, dass ich Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis in Höhe von 80 bis 100% habe. Habt Ihr Erfahrungen mit der Beantragung und im Umgang mit Eurem Arbeitgeber sowie Vor- und Nachteile in dieser Angelegenheit?
Kurz nochmal zur Info: Ich bin in Stadium 2A eingestuft und bekomme im Rahmen der Studie 4 Zyklen ABVD und 30gy Bestrahlung (siehe hierzu Eintrag im Gästebuch vom 05.04.02).
Ich würde mich freuen, von Euch zu hören!!

Thomas

Gast

Schwerbehinderung

Beitragvon Gast » 20.04.2002 14:44

Hallo Thomas,

im diesem Forum gibt es eine am 21.06.01 gestartete Diskussion, die u.a. dieses Thema aufgreift. Besonders interessant ist der Beitrag von Gast (3.7.01).

Als MH-Erkrankter hat man wohl tatsächlich Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis. Für mich persönlich kommt der aber nicht in Frage, da ich mich nicht behindert sondern wieder gesund fühle. Für mich wäre das unfair gegenüber Menschen, die "wirklich" schwerbehindert sind.

Corinna

Schwerbehinderung

Beitragvon Corinna » 24.04.2002 09:26

So, jetzt will ich hier auch noch meinen Kommentar dazu abgeben.

Als 1995 meine Krankheit diagnostiziert wurde, hatte meine Hausärztin mich auch darauf aufmerksam gemacht, dass ich beim Versorgungsamt eine Schwerbehinderung beantragen kann. Dies habe ich auch getan. Und dies war auch gut so. Denn somit hatte ich durch meine Schwerbehinderung (man hatte mir 100 %) gewährt, einen besonderen Kündigungsschutz bei meinem Arbeitgeber. Und das war mir schon wichtig, da ich ein Jahr lang arbeitsunfähig war.
Die anderen Vorteile durch die Schwerbehinderung waren z.B. eine Steuerbegünstigung.
Was ich eigentlich meist gar nicht genutzt habe, war, daß man auch günstigeren Eintritt in Schwimmbädern, Veranstaltungen, Museen ... erhielt. Meistens hatte ich meinen Ausweis nicht dabei.
Naja, nach 5 Jahren kam dann vom Versorgungsamt eine neue Feststellung meiner Schwerbehinderung. Da ich keinen Rückfall erlitten hatte, wurde mir die Schwerbehinderung auch nicht mehr gewährt. Also bin ich dann von 100 % auf 0 % runtergestuft.
Das finde ich auch gerecht, da es mir ja wirklich gut geht.

Susanne

Schwerbehinderung

Beitragvon Susanne » 03.05.2002 23:24

"Ob man einen Schwerbehindertenausweis beantragt oder nicht, hängt wohl sehr von der persönlichen Situation ab. Ich denke, dass solch ein Status eine Hilfe sein kann, wenn die Gefahr besteht, dass der Arbeitgeber einem kündigt, zum Beispiel, wenn Personalabbau ansteht. Werden betriebsbedingt Leute entlassen, ist man mit so einer Krankheit wohl leider einer der ersten, der gehen muss. Ein besserer Kündigungsschutz kann da bestimmt nicht schaden.

Ich persönlich habe keinen Schwerbehindertenstatus beantragt. Zum einen – da geht’s mir ähnlich wie Axel – habe ich mich gefühlsmäßig dagegen gesträubt, denn ich wünsche mir ja nichts mehr, als wieder gesund zu sein, zu bleiben und mich gesund zu fühlen. Die Vorstellung, so einen Ausweis zu haben, fand ich ziemlich grässlich. Ich hätte es wohl gar nicht über mich gebracht, den irgendwo zu verwenden. Rational lässt sich diese Abneigung nicht erklären. Zum anderen wiegt für mich der Nachteil ziemlich schwer, dass ich verpflichtet bin, den Schwerbehindertenstatus anzugeben, wenn ich mich mal bei einer anderen Firma bewerbe. Ich denke, dass das ein riesiges Hindernis sein kann, einen neuen Job zu finden.

Euch allen alles Gute!

Susanne
"

Swantje

Schwerbehinderung

Beitragvon Swantje » 04.05.2002 00:42

Hallo,
ich denke nun schon eine Woche über eure Beiträge nach. Habe hin und her überlegt, wer richtig liegt.

Ich denke auch es hängt sehr von der persönlichen Situation ab.

Ich bin schon länger arbeitslos (mit vielen Fortbildungen und einer Umschulung) und mit 39 wahrscheinlich auch älter als Ihr.
Dazu kommt, daß ich schon länger Depressionen habe, und deshalb das letzte Jahr nicht arbeiten konnte/wollte. Und auch von niemanden Geld bekam (naja außer von meinem Mann natürlich).

Für mich war es keine Frage den Schwerbehindertenausweis zu beantragen und gleich auch eine Erwerbsunfähigkeitsrente.

Die Rente ging ohne Probleme durch. Dir Ärztin in der LVA sagte ich solle mich nun erst mal 1,5 Jahre erholen und dann wieder anfangen zu arbeiten.

Klar der Schwerbehindertenausweiß bringt mir nicht viel, außer Steuerersparnis und vielleicht mehr Anstrengung des Arbeitsamtes mich dann doch wieder ins Arbeitsleben einzugliedern. Dabei werden sie dann auch auf meine Probleme eingehen müssen.

Ich denke jeder sollte sich erkundigen und überlegen was es ihm bringt, und was er weiter erreichen will!

Viele Grüße Swantje

Corinna

Schwerbehinderung

Beitragvon Corinna » 05.05.2002 18:40

Hallo Susanne,

daß es ein Nachteil wäre, bei einem neuen Arbeitgeber Deinen Schwerbehindertenstatus anzugeben, ist unbegründet.
Große Firmen müssen eine bestimmte Prozentzahl von Schwerbehinderten in ihrem Betrieb beschäftigen. Ansonsten müssen die Firmen, wenn sie diese Prozentzahl nicht erreichen, eine Ausgleichsabgabe errichten. Das heißt sie müssen sozusagen eine "Strafe" bezahlen, weil sie die Pflicht nicht erfüllen, die gesetzlich vorgeschriebene Anzahl an Schwerbehinderten zu beschäftigen.
Man kann in einigen Stellenanzeigen den Satz lesen: Schwerbehinderte Bewerber werden bevorzugt berücksichtigt.

Viele Grüße

Corinna

Susanne

Schwerbehinderung

Beitragvon Susanne » 19.05.2002 18:06

Hallo Corinna,

vielen Dank für deine Antwort. Vielleicht hat mein Eintrag etwas negativ geklungen. Das sollte er nicht. Ich finde es absolut richtig, dass man die Möglichkeit hat, solch einen Ausweis zu bekommen. Wenn er im Alltag eine Hilfe darstellt, warum sollte man diese Möglichkeit dann nicht annehmen, keine Frage. Trozdem denke ich, dass er unter Umständen auch Nachteile haben kann. Ich habe mich schon einmal mit jemandem aus unserem Betriebsrat über dieses Thema unterhalten. Viele Unterhehmen, darunter auch das, in dem ich arbeite, erfüllen die Quote nicht und zahlen eine Ausgleichsabgabe. Natürlich muss das nicht böser Wille des Unternehmens sein, sondern kann auch daran liegen, dass sich einfach nicht genügend Leute mit Schwerbehinderung bewerben. Ich möchte aber lieber nicht darauf vertrauen. Sicher gibt es viele Stellenanzeigen, in denen darauf hingewiesen wird, dass Schwerbehinderte bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt werden, doch sind dies fast ausschließlich Stellen im öffentlichen Dienst, wo ja nicht alle Berufsgruppen etwas finden können. Meine persönliche Befürchtung ist auch, dass solche Stellen dann eher an Schwerbehinderte vergeben werden, von denen man annimmt, dass ihr gesundheitlicher Zustand ziemlich stabil ist und nicht an "Risikopatienten", die einmal eine Krebserkrankung hatten. In den Köpfen lösen diese Krankheiten immer noch solch einen Schrecken aus, und das wird bei Personalverantwortlichen wohl kaum anders sein. Mir wäre es sehr unangenehm, in einem Vorstellungsgespräch ein solches Thema ansprechen zu müssen. Vielleicht habe ich da eine zu negative Vorstellung von meiner Umwelt, aber ich denke, dass man vor dem Hintergrund seiner jeweiligen persönlichen Situation die Vor- und Nachteile gut abwägen sollte.

Alles Gute
Susanne

Susi

Schwerbehinderung

Beitragvon Susi » 28.05.2002 09:30

Ich kann deine Vermutung nur bestätigen. Ich studiere Sonderpädagogik und immer wieder höre ich in Seminaren und Verlesungen Klagen darüber, dass viele Betriebe wesentlich lieber Ausgleichszahlungen übernehmen, anstatt einen schwerbehinderten Menschen einzustellen. Es soll am verbesserten Kündigungsschutz für behinderte Menschen liegen, die Betriebe haben Angst, den Beschäftigen nicht mehr loszuwerden. Leider ein - wenn auch sehr bedauerlicher - Aspekt des Schwerbeschädigtenausweises.


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