Kleine Pannen bei der Behandlung

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Scully

Kleine Pannen bei der Behandlung

Beitragvon Scully » 03.10.2003 09:13

Hallo Leute!
Ich bin Scully, und das Stöbern hier im Forum hat mir schon häufig sehr gut getan.

Jetzt hab ich selbst einmal eine Frage an Euch. Ich bin als 2a eingestuft und habe gerade meine 3. Chemo-Sitzung (von voraussichtlich 8) hinter mir.

Die erste Sitzung dauerte bei mir sehr lange (ca. 4 Stunden), anschließend wurde jedoch nicht mit Salzlösung gespült. Auf meine Anfrage danach hin, erklärte mir die Schwester, die das ganze auch durchführte, sie habe ja zu Beginn der Infusion bereits gespült. Die Erklärung fand ich seltsam, was soll eine Spülung vorher hinterher ausrichten. Aber ich nahm es so hin, man will ja schließlich ein gutes Verhältnis zu den Personen, die einen behandeln. Na, jedenfalls traten, als ich nach der Infusion wieder zu Hause war, berührungsempfindliche Beulen über beiden Handgelenken auf. Die Schmerzempfindlichkeit hielt mindestens zwei Wochen an. Meinen Arzt hatte ich darüber informiert.

Die zweite Chemo-Sitzung verlief angenehm reibungslos. Die Kanüle setzte mir der Kollege des Arztes, der mein sonstiger Ansprechpartner in der Praxis ist. Anschließend wurde auch mit einer Injektionskanüle voll Salzlösung nachgespült. Es traten keinerlei Beeinträchtigungen wie beim ersten Mal auf. Es geht also auch ohne.

Die gestrige Sitzung war eine Tortur. Die Schwester vom ersten Mal versuchte sich erneut. Es traten bei den ersten Infusionen jedoch Schmerzen an der Injektionsstelle auf. Also wurde die Kanüle an einen anderen Ort verlegt. Die erste Einstichstelle wurde gekühlt. Diesmal legte mir mein Arzt die Kanüle selbst. Sie rutschte aber wieder heraus. Der Arzt war schon wieder verschwunden und die Schwester vom ersten Mal wollte nicht wieder an meinen Arm. Ich fragte, ob heute Stichtag sei, wo mich jeder mal stechen dürfte. Denn nun übernahm eine zweite Schwester, zu meiner Erleichterung dann aber so sanft, daß ich es nicht einmal spürte, wie sie die Kanüle wieder an ihren Platz verfrachtete.

Nach der Infusion wollte mein Arzt mich noch mal sprechen. Er teilte mir mit, daß auf dem CT da noch eine Zyste an meinem Eierstock und eine Unregelmäßigkeit an meinem Gebährmuttermund zu erkennen sei. Das solle ich vorsichtshalber noch vom Gynäkologen untersuchen lassen.

Ich merkte erst als ich aus der Praxis raus war, wie sehr mich diese Information traf. Noch mehr Krebs? Es war Donnerstag, der 2. Oktober 03, und vor mir lag ein verlängertes Wochenende, an dem ich nicht das geringste untersuchen lassen konnte. Nach der Infusion hatte ich auch nicht mehr die Kraft zu einem sofortigen, weiteren Arzttermin. Ich begann mich zu ärgern. Mein Arzt, den ich ansonsten sehr sympathisch finde, hätte mir von dem Befund doch auch am Montag erst erzählen können. Da soll ich eh noch mal kommen wegen dieser ersten Fehlinjektion bei der aktuellen Sitzung. Zumal es auch nicht zu eilen scheint, denn den Befund hat er bereits seit mitte August in Händen.

Was haltet ihr davon? Kommt es bei Euren Infusionen auch so häufig zu Komplikationen? Würdet Ihr den Arzt am Montag darauf hinweisen, daß es ungeschickt von ihm war, mir von dem Befund zu einem Zeitpunkt zu erzählen, an dem drei Wochenendtage vor mir liegen? Ich meine, ungeschehen kann er es ja nicht mehr machen.

Alles Gute an alle,

Gruß Scully.

Nadine

Kleine Pannen bei der Behandlung

Beitragvon Nadine » 03.10.2003 10:43

Liebe Scully,
ich kann Deine Angst sehr gut verstehen. Als Patient läßt man sich äußerst schnell verunsichern. Also zu Deiner Gyn.-Sache würde ich Dir raten, Ruhe zu bewahren. Wenn auch der Arzt diese Information schon eine Weile mit sich herum schleppt, scheint nicht unbedingt ein Grund zur Sorge zu bestehen. Manche Unterleibs-Wehwehchen treten auch manchmal erst mit der Chemo auf. Ich kann davon ein Lied singen. Du kannst auch jederzeit die Gynäkologen in dem Krankenhaus aufsuchen, in dem Du Deine Chemo erhälst. Die können dort auch eher etwas mit Hodgkin-Patienten anfangen und gegebenenfalls Zusammenhänge erkennen. Falls Du übers Wochenende gar nicht zur Ruhe kommst, kannst Du auch jederzeit zur ersten Hilfe in Dein Krankenhaus fahren, die holen dann auch immer noch Gynäkologen von den Stationen.

Zu der ersten Sache muß ich Dir leider sagen, dass die Schwester ganz schön Mist gebaut hat. Das Spülen ist nur hinterher wichtig. Vorher machen sie das meist nur, um zu sehen, dass die Vene auch durchlässig ist und sie nicht aus Versehen daneben gestochen haben. Das würde ich ihr an Deiner Stelle auch sagen. Das Spülen hinterher hat ja den Sinn, dass sich nicht Reste der Chemo in dieser hohen Konzentration noch in der Vene befinden. Sie greifen die Vene an und die Vene verhärtet, Du kannst sie also jetzt nicht mehr zur Chemo gebrauchen. Wenn die Schwellungen wieder abgeklungen sind, wirst Du sie gut erfühlen können, aber keine Schwester kriegt da noch eine Nadel rein.
Leider sind auch bei mir immer wieder Pannen passiert. Jedoch nicht aus Unwissen der Schwestern, sondern weil wir ja auch keine Maschinen sind. Manchmal wird alles richtig gemacht und trotzdem geht was schief.
Mein Tip an Dich ist:
- Laß Dir die Zugänge immer möglichst von einer Schwester machen, die können das besser, weil sie es einfach öfter machen
- nimm für jede Chemo immer wieder eine andere Vene, zum Beispiel erst linker Arm in der Beuge, dann rechter..., später wirst Du vielleicht gezwungen sein, etwas dichter an die Hände zu gehen
-Laß Dir eine Vene für die ständigen Blutabnahmen, die Stiche verheilen ja schnell
-Laß Dir zusätzlich zur Chemo immer gleichzeitig Wasser ( NaCL-Lösung) mitlaufen, das mag vielleicht insgesamt eine halbe Stunde länger dauern, aber esrtmal hast Du dann meist gut wieder einen Liter zusätzlich Flüssigkeit und die Venen werden deutlich geschont.
Und laß Dir vor allem da nichts erzählen. Ärzte und Schwestern haben auch das Recht, Fehler zu machen. Aber wenn Du Dich schlecht behandelt fühlst, sag es immer. Es ist schließlich noch eine lange Zeit, die Du dort noch verbringen wirst. Darf ich fragen, wo Du behandelt wirst? ( Ich hab kurz vor der Chemo noch gewechselt ).
Ich hoffe, Du überstehst das Wochenende halbwegs, ohne Dich zu sehr verrückt zu machen. Liebe Grüsse und ganz viel Kraft sendet Dir Nadine, wenn es Dir nicht gut gehen sollte, kannst Du auch jederzeit direkt mailen.

Cocolady

Kleine Pannen bei der Behandlung

Beitragvon Cocolady » 03.10.2003 16:26

Hallo Zusammen!
Nadine, ich kann dir zwar in den meisten Dingen, die Du geschrieben hast zustimmen, aber in einer Sache nicht ganz... Mein Vater ist Internist und er hat gesagt, es ist immer besser, wenn man bei Infusionen "unten" am Arm anfängt. Denn wenn die Venen im oberen Bereich kaputt sind, und man dann erst nach unten geht, muss die Chemo ja auch durch die schon kaputten Teile der Vene und sie werden noch zusätzlich gereizt.
Bist du auch ohne Port zurecht gekommen? ich hatte auch keinen (14 Chemos)

LG Corinna

Scully

Kleine Pannen bei der Behandlung

Beitragvon Scully » 04.10.2003 09:14

Hallo Nadine,

noch eine Frage: Was bedeutet eine Kochsalzlösung MITLAUFEN zu lassen? Ist damit das normale Nachspülen gemeint?

Gruß Scully.

Nadine

Kleine Pannen bei der Behandlung

Beitragvon Nadine » 04.10.2003 09:34

Ja da hast Du wohl recht. Sie haben bei mir einfach in den Armbeugen begonnen und sich dann immer weiter nach unten vorgearbeitet, weil ja im Oberarm die Venen schlechter erreichbar sind. Wahrscheinlich wäre Deine Variante noch viel besser gewesen.
Ich brachte zum Glück keinen Port.
Liebe Grüsse Nadine

Nadine

Kleine Pannen bei der Behandlung

Beitragvon Nadine » 04.10.2003 09:38

Na ja, es ist zumindest die gleiche Flüssigkeit. Also Deine eigentliche Chemo hängt ja immer an so einem Ständer in einer Flasche. Und da kann man noch weitere Flaschen anhängen und durch Deinen Zugang laufen dann praktisch beide Flüssigkeiten gleichzeitig in etwa gleicher Geschwindigkeit ( kann man ja einstellen ). Dadurch gelangt die Chemo praktisch immer nur in der halben Konzentration in Deine Vene.
Liebe Grüsse Nadine

Axel B.

Kleine Pannen bei der Behandlung

Beitragvon Axel B. » 04.10.2003 10:13

Also kleinere Pannen gab es bei mir auch, die mich damals total verunsicherten, weil ich immer ein Patient war, der alles hinterfragte. Ich hatte auch lange Zeit unter verhärteten Venen zu leiden. Aber wie schon geschrieben wurde, sind eben auch die Ärzte und deren Assistenten nur Menschen und es ist wohl eine hohe Kunst, die Infusionsnadel perfekt zu setzen. Aber es gibt Menschen, die dieses "Handwerk" durch langjährige Berufserfahrung perfekt drauf haben. Ich wurde auch von unterschiedlichen Assistentinnen bei den Chemos versorgt. Und immer wenn diejenige mit der langjährigen Berufserfahrung und dem richtigen Einfühlungsvermögen mir die Infusionsnadel setzte, ging alles viel besser.

Die kleineren Pannen waren dann genau so wie bei dir, dass schlecht laufende Venen erwischt wurden, die dann stauten under rot wurden, worauf die Infusionsgeschwindigkeit herabgesetzt werden mußte und ich auch mal vier Stunden an der Nadel hing oder mehrere "Anbohrungen" vorgenommen wurden. Aber letztendlich liegt die Betonung bei den Pannen doch auf "kleinere", denn es ist nie etwas wirklich schlimmes passiert. Bei den Blutentnahmen machen sich diese Umstände jedoch immer wieder dadurch bemerkbar, dass in bestimmte Venen noch immer keine Nadel will.

stufer

Kleine Pannen bei der Behandlung

Beitragvon stufer » 05.10.2003 17:00

Hi Scully.
Eigentlich ist schon alles gesagt.
Also wenn Infusionen, dann an der Hand anfangen und sich dann nach oben arbeiten.
NaCl Lösung nebenher laufen lassen kenne ich gar nicht anders. Bei mir war das Standard.
Und wenn die Venen wirklich nicht mehr mitspielen wollen - ich war mit meinem Port sehr zufrieden. Eine 3/4 h wurde er reinoperiert. Das war nicht so schlimm wie eine Behandlung beim Zahnarzt. Keine kaputten Venen, keine Venenschmerzen und der Einstich tat noch nicht mal so weh wie der Pieks in den Finger bei der Blutzuckerbestimmung. Und wenn der Port dann auch noch unter die Haut operiert wird hat man auch keine Probleme mit duschen und hygienisch halten. Alle 14 Tage einmal spülen - und gut ist.
WWünsche Dir alles erdenklich Gute
Stufer

Susi

Sorgen am Wochenende

Beitragvon Susi » 05.10.2003 18:13

Leider sind die meisten Onkologen psychologisch nicht ausgebildet und denken gar nicht daran, was für Tortouren man an so einem verlängerten Wochenende durchmacht. Es gibt neuere Ansätze, in denen zur Standardonkologie die sogenannte Psychoonkologie miteingesetzt wird, d.h. die Onkologen sind psychologisch geschult.
Sei so mutig und sag deinem Arzt, was dich gestört hat, aber auch was dir gut gefällt. In den meisten Fällen (so hab ich es selbst erlebt) sind die Ärzte sehr froh mal ein Feedback von den Patienten zu bekommen (ist anscheinend äußerst selten) und freuen sich über aufgeschlossene, mitdenkende Menschen. Vielleicht trägt deine Information dazu bei, dass dein Onkologe sich bei einem anderen Patienten das nächste Mal psychologisch geschickter verhält und diesem seelische Tortouren erspart bleiben.

Nadine

Sorgen am Wochenende

Beitragvon Nadine » 05.10.2003 22:11

Ich glaub die haben gar keine Ahnung, was man als Patient manchmal so psychisch durchmacht und wie labil man gemütstechnisch ist. Vielleicht kommt das auch daher, dass man gerade als junger Patient immer besonders nett mit denen redet und immer motiviert und optimistisch klingt. ( War bei mir so ). Das macht man ja aber mehr für sich und die erkennen das nicht.

Nicole

Kleine Pannen bei der Behandlung

Beitragvon Nicole » 07.10.2003 00:23

Nur eine kleine Anmerkung von mir,
bei mir ist auch eine kleine Panne passiert. Als mein Arzt am ersten Tag die Chemo umhängen wollte, erwischte er den falschen Schlauch. Er haengte den leeren Beutel ab und gleich wieder an. Er bemerkte den Fehler aber nicht und so öffnete er und lies den zweiten Beutel munter auf den Boden tropfen.
Mir selber ist es gar nicht aufgefallen. Weil getropft hat es ja und ich habe ja die Schläuche nicht kontrolliert. Aber ich hatte eine aufmerksame Schwester die den Irrtum bemerkte.


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