Erste Chemobehandlung

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Bogdan

Erste Chemobehandlung

Beitragvon Bogdan » 02.07.2003 20:58

Nach 3 Monaten weiß ich es endlich,ich habe MH(2A).Morgen fängt meine Chemotherapie an.Ich habe mich für die Standardtherapie entschieden(4xABVD+Bestrahlungen).Kann mir jemand aus Erfahrung gute Tips oder Ratschläge geben?Ich habe Angst von den Nebenwierkungen.

Nicki

Erste Chemobehandlung

Beitragvon Nicki » 02.07.2003 23:35

Hey Bogdan,

ich (34J) hatte Stadium 4b, habe die chemo seit märz hinter mir mit vollremission und habe am freitag meine erste nachsorge-untersuchung. Ich habe 4xBeacopp eskaliert und 4xBeacopp-basis bekommen. meine therapie hat insgesamt 7 monate gedauert.
so schlimm, wie ich mir das vorher alles vorgestellt habe, war es letztendlich nicht.
da ich noch weiss, wie ich mich vor der ersten chemo gefühlt habe und welche fragen ich hatte, schreibe ich einfach mal drauf los. vielleicht kannst du da ja was für dich rausziehen.
was mir geholfen hat:
0. am anfang fand ich alles sehr abstrakt und unglaublich und hatte einfach schiss und wusste nicht was ich tun soll und was auf mich zukommt. ich habe mir nur eines gedacht: egal was passieren wird, ich möchte nicht im nachhinein lesen müssen, dass ich das auf einfache weise hätte vermeiden können. also habe ich mich informiert: im internet, bei befreundeten ärzten usw.. www.morbus-hodgkin.de - birgittas informationsservice mit den infos zu den chemo-nebenwirkungen war ebenfalls hilfreich.
1. ausserdem musste ich mein verhältnis zur "bösen" chemo klären. ich dachte, dass die chemo es macht, dass es mir schlecht geht und ich den eigentlichen gegner, den krebs, ja gar nicht merke. das fand ich abstrus und schwierig. ich habe mir das dann so vorgestellt: wie gemein mein gegner tatsächlich ist, sehe ich nicht direkt, sondern kann das nur indirekt an der stärke der waffe=chemo, die ich einsetzen muss, erkennen. da ich eine harte waffe einsetzen muss, muss mein gegner extrem finster sein. und so habe ich die chemo betrachtet: als meine waffe gegen den krebs. (ausserdem habe ich den krebs sehr wohl sehr deutlich gemerkt, nur habe ich das etwas beiseite geschoben).
2. meine aufgabe war es dann, meinen körper fit zu halten, damit er die chemo gut mitmacht. das hat sich dann irgendwie von selbst ergeben, dass ich mitgekriegt habe, was gerade gut für mich ist und was nicht. letztendlich war es viel, viel trinken und nicht so fettige, schwere sachen essen. in den chemotagen war kartoffelpürre mein favorit. ich glaube schon, dass man durch eine gesunde ausgewogene ernährung die nebenwirkungen etwas in schach halten kann. salbeitee fand ich auch klasse (nur mit honig, sonst schmeckt er mir zu komisch), da er die schleimhäute bei laune hält.
3. mir hat sehr geholfen, andere kennenzulernen, die das gleiche hatten und mit mir zusammen therapiert wurden. zum einen haben wir viel gequatscht und auch gelacht und damit ging die infusionszeit schneller um. zum anderen haben wir uns über unseren jeweiligen körperzustand ausgetauscht. und es ist schon sehr beruhigend zu hören, dass bestimmte reaktionen auch bei anderen auftreten und somit zur chemo und nicht zu sonstwas gehören.
4. übelkeit: irgendwo hatte ich gelesen, dass es heutzutage keinem mehr schlecht ergehen muss bei der chemo, da es viele medikamente etc. dagegen gibt. daran habe ich mich gehalten und jedesmal, wenn ich gemerkt habe, dass es mir schlecht gehen könnte, habe ich mit meinen ärzten gesprochen. mal wurde mein antiübelkeitsmittel geändert, mal musste ich mehr magensäure-blocker nehmen. andere berichten, dass sie valium o.ä. nehmen. dadurch war übelkeit bei mir kein problem (und durch die vernünftige ernährung).
5. infektionen: freunden etc. mit erkältungen und krankheiten bin ich konsequent aus dem weg gegangen. ich hatte keine lust, mir da irgendeine mega-lungenentzündung zu holen. das war zwar ätzend, da im winter viele krank waren, liess sich aber nicht vermeiden. mit "unklaren krankheitsfällen" bin ich dann eben draussen mit 1 m abstand spazieren gegangen. vollgestopfte kneipen und kaufhäuser habe ich auch gemieden. ich hatte zum schluss eine stammkneipe, in der die tische nicht so eng standen und bin halt nur tagsüber einkaufen gegangen (hat ja auch vorteile). in den zelltief-tagen habe ich mich ganz von der aussenwelt zurückgezogen wegen schlechten leukowerten etc. das war mir aber ganz recht, da ich dann mal zeit für mich hatte. ansonsten habe ich alles gemacht, was ich wollte: freunde sehen, vhs-kurse etc.
6. konzentrationsschwierigkeiten: die fand ich beschissen, da ich zuerst nicht gemerkt habe, dass das an den medikamenten liegt. ich dachte, ich sei schusselig geworden (sehr unangenehmes gefühl!!). ich musste mir alles, besonders termine, notieren. Post-its sind schon eine feine sache. langfristige verabredungen habe ich dann auch nicht mehr getroffen, da ich sie evtl. vergessen konnte und irgendjemand dann beleidigt war. ausserdem habe ich meine freunde gebeten, mich an verabredungen o.ä. nochmal zu erinnern. diese konzentrationsschwäche geht zum glück relativ schnell vorbei, wenn man keine medikamente mehr nimmt.

so, ich hoffe mein monolog nutzt dir was und wünsche dir alles, alles gute für morgen und die restliche zeit.

viele grüsse,

nicki

Cocolady

Keine Angst!

Beitragvon Cocolady » 03.07.2003 11:16

Hallo ihr beiden!
Bogdan, ich bin 17 Jahre habe am 1.4.03 erfahren, dass ich Stadium 2BE bin. Ich habe mittlerweile 3 von 6 Blöcken hinter mir und ich fühle mich hervorragend! (Werde mit 2X OPPA und 4X COPP behandelt)Ich habe mir das alles echt schlimmer vorgestellt. Als ich die Diagnose bekommen habe, dachte ich: Scheisse, ich habe keinen Bock auf die nächsten 6 Monate, meine Haare zu verlieren und die ganze Kotzerei. Ich bekomme vor jeder Chemo ein Mittel gegen Übelkeit- und so musste ich mich noch kein einziges Mal übergeben... Gestern wurde mir das erste Mal ein wenig übel, aber es ist wirklich noch zum aushalten gewesen. Ich denke, du wirst dich die Tage (bei mir sind es 1-2 Tage) nach der Chemo ausgelaugt und müde fühlen, aber das geht meistens schnell wieder vorbei. Ich lege mich dann einfach auf's Sofa und gucke fernsehen oder schlafe. (Und lasse mich von meiner Familie verwöhnen...)
Was mir hilft, ist, dass ich mir immer sage, was die Chemo DIR antut, tut sie auch Lymphy an... Wenn es dir nicht gut geht, kann es Lymphy auch nicht besser gehen... Jader tropfen von diesem Giftcocktail vernichtet ihn ein Stückchen mehr...
Nicki hat recht, man findet nach einer Zeit selbst heraus, was einem gut tut. Ein wenig Bewegung an der frischen Luft und leckeres (und gesundes!) Essen kann nie schaden!
Nach einer Chemo belohne ich mich manchmal mit kleineigkeiten, auch wenn es einfach nur mein lieblingsessen ist oder ein Stadtbummel.
Also, ich denke, es gibt viele kleine Hilfsmittel, sodass man auch die nicht soo tollen Zeiten gut überstehen kann. Du musst einfach auf dich dselbst hören und das machen, was dir guttut!
Ich wünsche dir bei deiner ersten Chemo und natürlich auch bei allen weiteren alles Liebe! Wenn du noch Fragen hast, stelle sie einfach, sie werden hier gerne beantwortet!
Corinna

Nicki, die Konzentrationsschwiedrigkeiten hatte ich auch am Anfang. Ich dachte echt, jetzt biste nicht nur krank, sondern wirst langsam auch noch bescheuret... Aber irngendwann maeinte mein Daddy (Internist), dass das durchaus an den Medikamenten liegen kann. Naja, das hat sich mittlerwile auch wieder gelegt. Ich wünsche dir viel Glück morgen und hoffe, dass alles gut geht!
Alles Liebe, Corinna

marcel

Erste Chemobehandlung

Beitragvon marcel » 03.07.2003 17:37

Hallo Bogdan...
Habe auch vier Zyklen Chemotherapie hinter mich gebracht.
Hatte Stadium 1a..
habe 2 mal Beacopp eskaliert und zweimal ABVD bekommen.
Vielleicht kann ich dir ja einen Tip geben.. Manche Menschen gehen durch eine Chemotherapie ohne was davon zu merken und leben z.b arbeiten oder studieren ganz normal weiter. Das ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Das wichstige ist das du dich nicht verrückt machst. Versuche so normal wie nur möglich weiter zu leben. Wenn es dir gut geht dann geh ins Kino oder mache ein bischen Sport. Ich selbst konnte während der gesamten Chemotherapie immer mein kleines Krafttrainingprogramm durchziehen. Bin viel mit freunden unterwegs gewesen. Aber auch viel schlafen ist ratsam. Und eher du dich versiehst ist die Zeit der Chemotherapie auch schon um. Belohne dich nach jeder überstandenen Chemotherapie mit einem Geschenk. So habe ich es immer gemacht. Und das wichstige "Kämpfe so wie du noch nie gekämpft hast".
Du wirst schon sehen es funktioniert...
Wünsche dir viel Kraft und Geduld für die Chemotherapie.
Alles gute Marcel

Nadine

Erste Chemobehandlung

Beitragvon Nadine » 10.08.2003 10:04

Hallo Nicki, ich kann Deinem Beitrag nur beipflichten ( bin 26,MH 1a, habe gerade die Chemo hinter mir ( 2x BEACCOPP, 2xABVD ). Die Nebenwirkungen empfand ich schon als sehr krass, besonders am Anfang. Aber interessant finde ich, dass auch andere Leute diese Konzentrationsschwierigkeiten haben. Davon lese ich hier zum ersten Mal. Ich dachte auch manchmal, dass ich jetzt einen permanenten Schaden kriege. Ich habe das auch öfter meinem Arzt angedeutet, aber er machte den Eindruck, als hätte er das bei keinem anderen Patienten vorher erlebt. Die Chemo haben mein Freund und ich eigentlich beide durchgestanden, da er in den "harten" Tagen immer an meiner Seite war- er heißt übrigens auch Nikki. Auch wenns mir dann körperlich schon etwas besser ging, fühlte ich mich doch ganz schön von ihm abhängig, da ich richtig Angst vor mir hatte, ich würde noch alles vergessen. Habe zum Beispiel Freunde zum Essen eingeladen, aber gar nichts gekocht. Mittlerweile ( 3 Wochen nach der letzten Chemo ) kann ich doch sagen, dass sich so zienlich alles wieder normalisiert hat. Alles Liebe Nadine

Nicki

Erste Chemobehandlung

Beitragvon Nicki » 26.08.2003 12:41

Hey Nadine,

lese leider erst heute Deinen Beitrag. Ich musste lachen, als ich das mit der vergessenen Essenseinladung gelesen habe. Ich glaube, das kann man nur verstehen, wenn man selber mal in der Situation war.
Bei mir ist die Behandlung jetzt 5 Monate her und meinem Geist geht es auch wieder gut. Was mich gefreut hat: in der Chemozeit habe ich viele englische Bücher gelesen, um mein Englisch etwas aufzupäppeln. Da ist trotz Konzentrationsschwächen anscheinend was hängengeblieben, wovon ich im Urlaub jetzt profitiert habe. Meine Hirnzellen waren anscheinend irgendwo doch noch vorhanden und irgendwie tätig.
Puh zum Glück.
Liebe Grüße,

Nicki


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